Weitere Fahrplanunterlagen
Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Vorbild noch weitere Ableitungen benutzt, um seine Aufgaben zu planen. Wer sich die Mühe machen will, kann aus dem grafischen Fahrplan auch noch den Triebfahrzeugumlaufplan erstellen. Dieser zeigt den planmäßigen Einsatz der Triebfahrzeuge (Tfz) als Balkendiagramm auf einem Zeitraster. Damit ist eine schöne Übersicht gegeben, welche Triebfahrzeuge welche Aufgaben übernehmen und der Bediener des Schattenbahnhofs kann daran bei Abweichungen von der Planbespannung entscheiden, welches Tfz frei ist.
Beispiel: Ein Triebwagen soll im Laufe des Fahrplantages nachmittags einen Stückgutkurswagen von Betriebsstelle 2 zum Schattenbahnhof befördern. Dies erkennt er an der Angabe im Umlaufplan: "Pto 4711 mG", das heißt, dass Pto 4711 planmäßig "mit Güterbeförderung" vorgesehen ist. Falls der hierfür vorgesehene VT 98 nicht zur Verfügung steht, kann der Fdl keinen VT 95 als Ersatz nehmen, da dieser nicht über Regelkupplungen verfügt. Auch hierfür gibt es eine Vorlage auf Basis eines MSExcel Dokuments, was dem Vorbild in seinen wesentlichen Funktionen abgeguckt ist (s. Abb 6).
Die vorigen Ausführungen zum Fahrplan haben gezeigt, welche Voraussetzungen für einen gelungenen Fahrplan nötig und welche Dokumente dafür hilfreich sind. Der planerischen Freiheit sind dabei kaum Grenzen gesetzt, um interessante und bisweilen kniffelige Betriebsabläufe (sog. "Gimmiks") nachzuspielen.
Hier seien an erster Stelle die schon vorn erwähnten Stückgutkurswagen (Gsw) genannt. Aber auch Postwagen, Milch- Kühl- und Viehwagen sind gut geeignet, den Fahrplanbetrieb aufzulockern. Auch hier hilft wieder ein Blick in die bereits mehrfach erwähnten Bahnhofsdatenblätter. Wer sich als Betriebsstellenbesitzer die Mühe gemacht hat, eine schöne Viehrampe zu bauen, der soll doch auch durch die regelmäßige An- und Abfuhr von Viehwagen belohnt werden. Insbesondere solche Eilfrachten, die schneller als die übrigen Frachten befördert werden müssen, bieten sich zur Belebung des Spiels an.
Ein Beispiel: der Bahnhof Steinhorst hat eine so schöne Viehrampe, insgesamt ist das Frachtaufkommen dort aber relativ gering, weswegen der Ng in der Regel dort nicht hält, sondern von einer größeren Betriebsstelle planmäßig durch Übergaben bedient wird. Das könnte dann so ablaufen: Vom Schattenbahnhof aus wird ein Naheilgüterzug (Ne) losgeschickt. Dessen GZV sieht so aus, dass die leeren Viehwagen für Steinhorst unmittelbar an die Gruppe der größeren Betriebsstelle, im Beispiel Mühlenrade, gestellt wird. Der Ne wird auf seiner Fahrt nicht in Steinhorst halten - er hat´s ja eilig! Ist der Zug in Mühlenrade angekommen, wird die Ortslok die Gruppe "Steinhorst leere Vieh" aufnehmen und als Übergabe (Üg) dort hin fahren. Damit sind die für diesen Tag benötigten Viehwagen i. d.R. vor 12:00 Uhr an der Rampe, und die Tiere können nach der Viehauktion direkt verladen werden. Wenn die Übergabe Steinhorst wieder verlassen hat, sind die Viehwagen aber noch nicht beladen. Daher muss nachmittags eine weitere Übergabe zur Abholung geschickt werden, damit die lebenden Tiere noch am gleichen Tag im Schlachthof ankommen. Hierzu bietet sich wieder der weiter oben schon erwähnte Triebwagen "mit Güterbeförderung" an.
Der zeitlich passende Triebwagenlauf wird zum Pt mG? gemacht und kann dann bei seinem planmäßigen Rangieraufenthalt die beladenen Viehwagen aufnehmen. Dies geht natürlich nur, wenn der Planer vorher weiß, wie die Viehrampe angeschlossen ist. Denn dieses Manöver mit einem besetzten Triebwagen soll ja ohne großen Aufwand und damit möglichst ohne Zeitverlust für unsere zahlenden Preiserlein vonstatten gehen. Bei der Planung sollte man auch ein bisschen das Leistungsvermögen des Triebwagens und die Verhältnismäßigkeit der Last beachten. Ein VT 98, der planmäßig mit Bei- und Steuerwagen fährt, kann nicht auf jeder Unterwegsstation einen Viehwagen, einen Milchkühlwagen und einen Expressgutwagen aufnehmen; das wirkt unglaubwürdig. Dazu gab es beim Vorbild sogar Anweisungen in der Fahrdienstvorschrift DV 408, die die Beförderung von artfremden Wagen mit Schienenbussen regelte (s. Hp1 Modellbahn, Heft 2/1999 und 3/1999).
Der Fahrplanmacher muss darauf achten, dass die abends zurückfahrenden Güterzüge genügend Kapazität haben, um notfalls alle tagsüber aufs Arrangement gefahrenen Wagen auch wieder zurückzubringen. In der Regel sollte man mehr Rückfahrkapazität als Bedienungskapazität vorsehen, um eine schleichende Überladung des Arrangements zu vermeiden. Hierzu hat der Verfasser im Laufe seiner Fahrplanmacherei ein Hilfsmittel entwickelt, das er "Ladestellen-Blockschaltbild" (s. Abb. 7) nennt und was auf einen Blick eine Übersicht über die typischen Frachten pro Betriebsstelle, die benötigte Achskapazität und damit über die Verkehrsbedürfnisse liefert. Es ist ein MS Excel-Dokument, das gerne für die Nutzung im FREMO zur Verfügung gestellt wird. Das soll an dieser Stelle genug über die Fahrplangestaltung sein, auch wenn sich damit noch viele Seiten füllen ließen. Hervorzuheben ist, dass die geschilderte Vorgehensweise natürlich nicht sklavisch umgesetzt werden muss und erst recht keine Norm darstellt. Es hat sich aber gezeigt, dass bei Beherzigung der Tipps ein "runder" Fahrplan entstehen kann, den die meisten Mitspieler im FREMO schätzen, getreu nach dem Motto: mit einem guten Rezept und den entsprechenden Zutaten kann auch ein unerfahrener Koch ein gutes Gericht zubereiten.