Aus den Angaben ergibt sich nun in Tabelle 2 gezeigte Ein- und Ausgangsverhältnisse nach Wagengattungen.
"Wagen bleibt hier"
von André Göbel
... an einem Dienstag im Jahr 1964 bekam ich endlich die Nachricht, dass die dringend benötigten Ersatzteile für die Dampfmaschine des Holzwollewerks Hammerunterwiesenthal im Bahnhof angekommen sind. Kurz darauf informierte ich den Firmeninhaber Herrn Langer, der sofort einen LKW organisierte. Knapp zwei Stunden später fuhren wir gemeinsam zum Bahnhof. Dort angekommen, mussten wir feststellen, dass da kein Wagen an unserer Ladestelle war. Die Rückfrage beim Wagendienst in Cranzahl brachte auch keinen Erfolg. Doch was war geschehen?
1. Stand der Wagen wirklich an der falschen Stelle im Bahnhof?
2. War kein Platz im Bahnhof und wurde der Wagen einfach wieder mitgenommen?
3. Wurden die Frachtpapiere vertauscht oder gingen sie gar verloren?
4. Oder wurde er schon wieder inklusive Fracht von der Rückleistung mitgenommen?
Liest man diese Fragen, so kann die traurige Antwort darauf nur sein, dass sich dieser Betriebstag auf einem FREMO-Treffen ereignet. Denn in der Realität wäre so etwas wohl kaum vorgenommen. Leider sind genannten Punkte jedoch tägliche Praxis auf unserern Treffen und die Ursachen sind immer gleich:
1. Das Zugpersonal kennt die Ladestellen und stellt den Wagen an einen anderen Ladestelle ab.
2. Der Bahnhof ist überfüllt, das Zugpersonal ist überfordert, der Wagen wurde entzettelt und läuft zurück.
3. Der Wagen wurde auf dem Laufweg durch Verlust von Frachtzettel oder Wagenkarte zum Irrläufer. Schlimmstenfalls wurde er entzettelt.
4. Der Wagen wurde vom Zugpersonal einfach zurückgeführt, da es nichts anderes zu tun gab oder der Zug zu kurz war. Trotzdem fehlte anscheindend zum Entladen die Zeit.
Der folgende Teil dieses Artikels soll einige Anregungen geben, die Situation zu verbessern. Einzig auf Punkt 3 soll nicht weiter eingegangen werden, denn er lässt sich bereits durch etwas mehr Sorgfalt in den Griff bekommen. Sicher hilft uns Sorgfalt gepaart mit etwas Leidenschaft für vorbildgerechten Betrieb auch bei Punkten 1 und 2 und 4 weiter. Dennoch müssen wir hier im FREMO noch sehr aktiv werden.
Ladestellenübersicht und Frachtzettel
Für Zugpersonale und Fahrdienstleiter ist die Kenntnis der Ladestellen sehr wichtig. Leider gibt es im FREMO sehr viele schöne Bahnhöfe die allerdings keinerlei Betriebsunterlagen bereitstellen. Sicherlich soll nicht unser Ziel sein, ein diplomverdächtiges Bahnhofsdatenblatt zu erstellen. Es vielmehr ausreichend zu wissen, welche Güter im Bahnhof an welchem Ort versendet und empfangen werden. Für den im Hp 1/2009 vorgestellten Bahnhof Hammerunterwiesenthal wurde daher in der Abbildung am Anfang des Artikel gezeigte Lageplan angefertigt, der farblich markiert die verschiedenen Ladestellen zeigt.
Nun gut, zunächst gilt es den Ladestellenplan wie in Abb. 2 gezeigt gut sichtbar an der Betriebsstelle anzubringen. Hier bietet sich idealerweise der Mast des Bahnhofsschilds an. So kann das Betriebspersonal auf schnelle Art und Weise die Ladestellen erkennen.
Fertigt man nun noch Frachtzettel mit farbig hinterlegter Ladestelle (Abb. 3), ist die Zuordnung kinderleicht. Natürlich sollte dann auch die Wagenkartenablage ausreichend dimensioniert und farbig gestalten sein, wie wir es heute schon im Bahnhof Weißenberg von Frank Nevoigt vorfinden (Abb. 4). Zugegeben, hier gibt es auch im Bahnhof Hammerunterwiesenthal noch etwas Nachholbedarf. Denn hier ist die Wagenkartenablage nicht nur unübersichtlich, sondern auch viel zu klein.
Um auch Umlauffrachten richtig zustellen zu können, sollten ebenso Umlaufzettel farbig hinterlegt werden, wenngleich hier die Ladestelle nicht explizit angegeben ist.
Bahnhofsdatenblatt
Wie schon im ersten Punkt angeführt, soll es unser Ziel sein, einfache und verständliche Informationen für die Betriebspersonale, aber auch für die Arragementplaner zur Verfügung zu stellen. Nachdem wir nun wissen, wo unsere Frachten ankommen bzw. abgehen sollen, gilt es deren Maximalmengen zu definieren um eine Überfüllung im Bahnhof zu vermeiden. Dabei sit es völlig unwichtig, welche Fracht an welchem Tag ankommen soll. Für den Betrieb im FREMO ist lediglich die Menge je Session interessant.
Bei Bahnhöfen die nach Vorbild gebaut sind, können wir uns bei vorliegenden Vorbildinformationen recht einfach behelfen. Dahingegen müssen bei frei geplanten Betriebsstellen Informationen von ähnlichen Bahnhöfen, Gleisanschlüssen oder Indunstriebetrieben bezogen werden. Hierbei ist eine kurze Recherche in den einschlägigen Internetportalen sehr hilfreich Nachdem uns die Informationen vorliegen, müssen die ermittelten Frachtmengen meisten nach unten korrigiert werden. Denn selbst wenn unsere Betriebsstelle die Frachten verkraften würde, kann die Menge zum einen andere Stationen an die Grenze führen und zum anderen jegliche Gleisreserven in unserer Betriebsstelle blockieren. Am Ende ist die nachfolgend gezeigte Tabell im Bahnhofsdatenblatt aufzuführen. Hierbei erscheint die Darstellung je Tag als günstigste , da ein Tag im Regelfall exakt einer Session entspricht.
Die daraus ersichtliche Wagenmenge ist essentiell für die Treffenplanung und Ausführung. Im gezeigten Fall darf der Bahnhof je Session maximal 6 Anforderungen für beladene Wagen und 17 Leerwagen verteilen. Ebenso darf er maximal 20 Bestellungen annehmen und 3 Leerwagen versenden. Natürlich können zugeführte Leerwagen auch gerne mit vorbildgerechten Gelegenheitsfrachten gesendet werden. Nun sollte aus theoretischer Sicht kein überfüllter Bahnhof mehr vorkommen, allerdings gilt es diesen Ansatz im nächsten Punkt zum Leben zu erwecken.
Treffenvorbereitung und Ausführung
Vielleicht mögen die nächsten Punkte für manchen neu erscheinen, sie haben sich aber ansatzweise auf den bisherigen Treffen in Elfershausen, Leipzig und Regensburg bewährt. Was ist also zu tun.
Zunächst erfolgt die übliche Anmeldung beim Treffen jedes Betriebsstellen-besitzers inklusive Bahnhosdatenblatt. Der Planer erstellt daraus die YellowPages, die er vorab den Betriebsstellenbesitzern zustellt. Diese bereiten nun eben den ohnehin schon vorhandenen Standardfrachtzetteln individuell für das Treffen nötige Frachtanforderungen vor. Denn speziell in diesem Punkt gibt es immensen Nachholbedarf im FREMO.
Nun kommt eine neue Rolle für das Treffen ins Spiel, nämlich der Betriebs-stellenverantwortliche. Dieser sollte bereits im Vorfeld des Treffens für jede Betriebsstelle normiert werden. Seine Aufgabe ist es, sich währende des gesamten Treffens um eine Betriebsstelle zu kümmern. Dazu gehört neben dem Anfordern der Frachten auch das Umbezetteln der Wagen und die Anforderung von Leerwagen. Der Betriebsstellenverantwortliche muss dabei nicht unbedingt der Besitzer der Betriebsstelle sein. So können Teilnehmer mit mehreren Betriebsstellen durch andere Personen entlastet werden. Natürlich liegt die Arbeit des Betriebsstellenverantwortlichen meist in den Pausen zwischen den einzelnen Session, die wiederum lang genug für seine Arbeit bemessen sein müssen. Bei besetzten und vor allem grossen Stationen können ein Teil oder alle Aufgaben an einen "zuverlässigen" Fahrdienstleiter oder Rangierleiter delegiert werden.
Der Treffenverantwortliche erstellt nun eine Liste (Tabelle 3 oben) mit maximal erlaubten Frachtanforderungen und Frachtsendungen je Station. Er darf dabei die Menge einer Betriebsstelle reduzieren, falls das Arragement nicht leistungs-fähig genug ist oder feste Umläufe vorgesehen sind, wie zum Beispiel ein Schotterzug nach Hammerunterwiesenthal. Zur Verwendung kommt die Liste letzendlich vor jeder Session, da die Betriebsstellenverantwortlichen nur so viele Frachten anfordern bzw. versenden dürfen, wie in der Liste angegeben sind. Wichtig ist dabei zu prüfen, ob z.B. im Schattenbahnhof noch Anforder-ungen vorhanden sind, welche von der Menge abgezogen wird. Somit können übermässige Frachtlieferungen vermieden werden.
Es empfiehlt sich für Treffen folgendes Vorgehen
- Vor jeder Session werden Frachten in einer gemeinsamen Frachtrunde angefordert
- In den Sessionspausen werden die Wagen durch die Betriebsstellen-verantwortlichen neu bezettelt. Ebenso werden Leerwagen angefordert.
- Das Treffen soll in den bereits von einigen Fraktionen genutzten Halbsessions (3:00 bis 12:00 Uhr) und (12:00 bis 23:00 Uhr) ablaufen. Das ermöglicht ein Neubezetteln durch die Betriebsstellenverantwortlichen während der Mittagszeit und somit innerhalb der Ladefristen.
Nun sollte Punkt 2 geschafft sein. Dafür bringt Punkt 4 interessante Aspekte, für die einige kurze Spielregeln nötig sind.
Spielregeln
Wenngleich die Überschrift dieses Abschnittes, eher an einem Skatabend erinnert, soll sie helfen, die Aufgaben der beim Vorbild vorhandenen Berufsgruppen zu gliedern. Immerhin hilft das Vorbild hier sehr gut, um versentlich mitgenommene Wagen zu vermeiden. So sollen folgende Spielregeln gelten.
- Der Betriebsstellenverantwortliche darf einzig Frachten anfordern und angeforderte Sendungen bezetteln. Er darf ausschliesslich Sendunge an den Schattenbahnhof senden, wenn nicht ausreichend Anforderungen an seine Betriebsstelle vorhanden sind (Auffüllen der Kapazität).
- Der Fahrdienstleiter und Rangierleiter regeln den Betriebsablauf im Bahnhof. Er darf nur in Absprache mit dem Betriebsstellenverantwortlichen Frachten anfordern und Sendungen bezetteln.
- Das Zugpersonal ist nicht verantwortlich für Frachtzettel und darf diese weder entnehmen noch drehen. Eventuelle Zweifel an der Korrektheit sind mit dem Fahrdienstleiter, Rangierleiter oder Betriebsstellenverantwortlichen zu klären. Somit besteht die Aufgabe des Zugpersonals entsprechend der Dienstvorschrift in der ordnungsgemässen Beförderung des Zuges. Dabei obliegt dem Lokführer das Führen des Zuges auf Weisung des Zugführers. Dieser stellt für den Zug bestimmte Frachten ein und entsprechend für die bestimmte Betriebsstelle bestimmte Frachten an den korrekten Ladestellen aus.
Trotz der Spielregeln bleibt am Ende noch eine Frage offen. Woher soll nun das Zugpersonal wissen, welcehr Wagen in der Station bleibt und welcher nicht?
Fazit
Sicher mögen meine Ausführungen für manchen etwas befremdlich oder gar hart erscheinen. Vielleicht regen sie aber auch zum Nachdenken an, damit unsere Treffen wieder etwas vorbildgerechter werden. Ich freue mich auf weitere Anregungen und konstruktive Diskussionen zum Thema.
Sortieren und Markieren
Um die vorangegangene Frage zu lösen, gibt es zweierlei Wege. Entweder man teilt die Wagenkartenablage wie im Bahnhhof Loitz von Frank Platow in "Eingang", "Be-/Entladung" und "Ausgang" auf oder man benutzt das System der Vorstecker, welches im Artikel "Rangieren nach Plan" (Hp1 Heft 4/2008) von Lars-Christian Uhlig und Martin Balser beschrieben wird. Da man gerne Wagenkarten falsch ablegt, ist die Markierung mittels Vorstecker eine zwar aufwändige, aber dennoch wirkungsvolle Variante. Dazu muss man es eigentlich nur zwei Vorstecker geben, nämlich "Wagen bleibt hier" und "Wagen in Zug einstellen". Somit lassen sich wie in der Abbildung rechts drei Zustände darstellen.
- Der Wagen ist gerade angekommen und hat keinen Vorstecker. Analog wäre die Ablage im Eingangsfach.
- Die Wagenkarte trägt den Vorstecker "Wagen bleibt hier". Der Wagen wird also noch be- oder entladen. Er bleibt für diese Session stehen und wird somit erst in der nächsten Halbsession weiter behandelt. Analog wäre die Ablage im Fach "Be- bzw. Entladen".
- Die Wagenkarte trägt den Vorstecker "Wagen in Zug einstellen". Der Wagen wurde fertig be oder entladen. Analog wäre die Ablage im Ausgangsfach.
Die Fertigung der Vorstecker geht dabei relativ schnell und sit selbst ohne PC machbar. Einzig die Nutzung eines Laminiergerätes wäre sinnvoll, um diesen die nötige Dauerfestigkeit zu verleihen.
Damit ist nun auch Punkt 4 erledigt und das Holzwollewerk erhält endlich die dringend benötigeten Ersatzteile.
Fazit
Sicher mögen meine Ausführungen für manchen etwas befremdlich oder gar hart erscheinen. Vielleicht regen sie aber auch zum Nachdenken an, damit unsere Treffen wieder etwas besser und vor allem vorbildgerechter werden. Ich freue mich auf weitere Anregungen und konstruktive Diskussionen zum Thema.
Vorlagen
Die Vorlagen wurden in der Artikel "Der Wagen bleibt nicht hier" Präsentiert
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