Betrieb und Signalanlagen im FREMO
Sicherungstechnik im FREMO - Rückblick und Ausblick. Die Entwicklung der Uhren- und Telefonanlagen beim FREMO hat inzwischen einen gewissen Abschluss gefunden. Bei den Signalanlagen stehen wir noch ganz am Anfang. Während die Gestalt der Signale, Stellwerke usw. des Vorbilds immer den funktionalen Anforderungen folgte, müssen wir auf der Modellbahn unterscheiden: Wenn etwas im Modell so aussieht wie beim Vorbild, heißt das noch lange nicht, dass es auch so funktioniert. Erst seitdem wir im FREMO mit DCC fahren, haben die Signale am Gleis ihre volle betriebliche Bedeutung bekommen. Im Folgenden schauen wir auf das Vorbild und auf die Entwicklung im FREMO, ergänzt durch Verweise auf ältere Ausgaben von Hp1 Modellbahn.
Entwicklungsphasen des Eisenbahn-Signalwesens
Die Tabelle 1 zeigt 12 Entwicklungsstufen, die etwa der zeitlichen Abfolge der Entwicklung beim Vorbild entsprechen. Oft bauen die einzelnen Techniken aufeinander auf ? so ist zum Beispiel kein Selbststellbetrieb ohne selbsttätige Gleisfreimeldung möglich. Bestürzt müssen wir feststellen, dass im FREMO nicht einmal flächendeckend Stufe 1 realisiert ist ? immer noch fehlen mancherorts Einfahrsignale und werden bestenfalls durch Pappkärtchen ersetzt. Signalabhängigkeit und Streckenblock gibt es nur selten. Von den weiteren Stufen können wir derzeit nur träumen.
Tabelle 1: Entwicklungsstufen des Eisenbahn-Signalwesens (nach: Pottgießer, Eisenbahntechnische Rundschau 11/1972)
Stufe 0:
Mündliche Aufträge, Winkzeichen Grundlage des Eisenbahnbetriebs ist die Fahrdienstvorschrift (FV). Sie weist den Eisenbahnern klare Rollen und Aufgaben zu (Fahrpersonal: Lokführer, Zugführer, Rangierleiter; örtliches Personal: Fahrdienstleiter, Weichenwärter, Aufsicht usw.) und regelt, wie diese miteinander sicheren Betrieb machen sollen. Wir beziehen uns auf die DB etwa 1960 bis 1980; die Nachbarbahnen haben entsprechende andere Vorschriften. Helmut Küpers hat die für uns interessanten Teile der FV der Deutschen Bundesbahn als ?FV der Deutschen FREMObahn? herausgegeben (1). Trotzdem blieb die FV leider für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Das liegt vielleicht auch daran, dass im FREMO oft unterschiedliche Rollen in Personalunion gespielt werden ? es gibt nur einen Mann am Regler und einen am Bahnhof, zumindest auf kleinen Bahnhöfen. Viele Bestimmungen erscheinen deshalb umständlich. Der Betrieb auf den größeren Bahnhöfen würde aber von besseren Kenntnissen profitieren. Die Bahnanlagen werden in unterschiedliche Bereiche eingeteilt, nämlich freie Strecke, Bahnhöfe und sonstige Bahnanlagen. Als Grenze zwischen Bahnhof und freier Strecke gelten die Einfahrsignale oder Trapeztafeln, sonst die Einfahrweichen. Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, an denen Züge beginnen, enden, ausweichen oder wenden dürfen. Haltepunkte, Abzweigstellen, Anschlussstellen usw. gehören zur freien Strecke. Jeder Bahnhof ist mit einem Fahrdienstleiter (Fdl) besetzt, der die Zugfahrten regelt. Da die Weichen oft weit auseinander liegen, sind dem Fdl gegebenenfalls Weichenwärter (Ww) unterstellt. Sie haben die Weichen zu stellen und zu sichern, den Fahrweg zu prüfen und (im Auftrag des Fdl) Hauptsignale zu bedienen. Außerdem haben sie eine wichtige Rolle im Rangierdienst. Ist (wie meist bei kleinen Bahnhöfen oder bei Dr-Stellwerken) kein besonderer Ww vorhanden, ist der Fdl selbst Ww im Sinne der Vorschriften.
Diese Einteilung hat für den Betrieb große Bedeutung: Auf die freie Strecke dürfen nur Züge übergehen und rangiert werden darf nur innerhalb der Bahnhöfe. Ein Zug muss einen Fahrplan und damit auch eine Nummer haben, mit der er gemeldet und registriert wird. Züge dürfen nur in Gleisabschnitte eingelassen werden, die frei von Fahrzeugen sind, und erreichen hohe Geschwindigkeiten. Innerhalb der Bahnhöfe wird der Fahrweg direkt auf der ganzen Länge durch Augenschein geprüft. Auf der freien Strecke wäre das unpraktisch; deshalb wird durch das Zugmeldeverfahren ? Anbieten und Annehmen, Abmelden, Rückmelden nach Prüfung des Zugschlusses ? (2) indirekt die Sicherheit gewährleistet. Für Rangierfahrten gelten diese Einschränkungen nicht. Sie fahren auf Sicht mit höchstens 25 km/h und müssen selbst den Fahrweg beobachten.
Im einfachsten Fall hat ein Bahnhof keine Einfahrsignale. Der Fdl darf einen Zug vom Nachbarbahnhof nur annehmen, wenn er den Einfahrweg bis zum gewöhnlichen Halteplatz gesichert hat. (Auf französischen Nebenbahnen kann man das heute noch beobachten.) Das Verfahren ist schwerfällig, besonders deshalb, weil das Rangieren weit vor Ankunft eines Zuges unterbrochen werden muss. Deshalb stellt man im allgemeinen Einfahrsignale auf, worauf später eingegangen wird.
Das Rangieren, also die Durchführung von Rangierfahrten mit einer durch Lokomotivkraft bewegten Rangierabteilung, geschieht unter Verantwortung eines Rangierleiters (Rl). Jede rangierende Lok braucht einen Rl. Meist ist das eine besondere Person. Beim Rangieren mit der Zuglok ist der Zugführer automatisch Rangierleiter. Bei den so genannten unbegleiteten Rangierfahrten ist der Weichenwärter Rangierleiter, und es gibt weitere Ausnahmefälle. Stets muss der Rl dem Lokführer eindeutig bekannt sein. Vor Beginn jeder Rangierfahrt muss der Rl seinen Lokführer über Zweck, Ziel und Weg der Fahrt unterrichten; außerdem muss er den Weichenwärter über den beabsichtigten Fahrweg informieren und sich mit Nachbarrangierleitern abstimmen (Die DB AG hat die Regeln inzwischen geändert und die Verantwortung dem Lokführer übertragen; es gibt daher nurmehr Rangierbegleiter.).
Die Aufgabe des Ww ist es nun, den Fahrweg einzustellen und seine Zustimmung zu signalisieren. Letzteres geschieht durch Funk, Zuruf, Hochhalten einer Hand, einer weißen Tafel oder eines weißen Lichts, Freigeben eines Gleissperrsignals oder Umstellen der Weiche, die der Rangierabteilung am nächsten liegt. Der Ww beginnt deshalb mit dem Weichenstellen an der in Fahrtrichtung am entferntesten Weiche. Übrigens: Hauptsignale (Hpż) sind für Rangierfahrten ohne Bedeutung (Auch das hat die DB AG inzwischen geändert.). Gibt es zwischen einer Rangierabteilung und einem Fahrweg, auf dem gerade eine Zugfahrt stattfinden soll, keine Flankenschutzeinrichtung (Schutzweiche, Gleissperre, Gleissperrsignal), so muss der Ww den Rl zum Stehenbleiben auffordern. Ist eine Flankenschutzeinrichtung vorhanden, kann die Rangierfahrt vorab vereinbart werden und nach Vorbeifahrt des Zuges sofort nach dem Umstellen der Weichen bzw. des Sperrsignals beginnen.
Ein weit bekannter Sonderfall sind Anschlussstellen, bei der auf der freien Strecke rangiert wird. Dies geschieht allerdings nur, solange das Streckengleis für Zugfahrten gesperrt ist. Die Fahrt zu und von der Anschlussstelle wird deshalb als so genannte Sperrfahrt ausgeführt. Da die Anschlussweiche nicht unmittelbar beaufsichtigt werden kann, wird sie durch ein Schloss in Grundstellung festgehalten. Den Schlüssel verwahrt einer der benachbarten Fdl und gibt ihn nur an den Zugführer der Sperrfahrt aus.
Ein wichtiges Ziel im FREMO war es immer, solche Betriebsabläufe des Vorbilds nachzuspielen. Das bedeutet auch, sich mit den Gleisplänen der Stationen auseinanderzusetzen und zu verstehen, warum beim Vorbild bestimmte Signale aufgestellt wurden und nach welchen Kriterien Weichen für Hand- oder Stellwerksbedienung eingerichtet wurden. Von diesen Einsichten zeugen die im FREMO weit verbeiteten Handstellvorrichtungen für Weichen (3 u. 4). Auch elektrisch angetriebene Ortsweichen (EOW) können eine Schlüsselsicherung erhalten (5). Damit hebt man sich vom für Spielbahner typischen, gedankenlosen und mitunter vorbildwidrigen Zusammenfassen aller Weichen auf einem ?Schaltpult? ab. Mit den Angeboten von Betätigungsvorrichtungen (Martin Meiburgs ?Outbuswerk?) und Stellvorrichtungen mit bewegter Weichenlaterne (Toralf Roggenbuck (6)) sowie den Handverschlüssen (Martin Balser (7?9)) stehen bewährte Bauarten zur Verfügung. Das Zug- und Rangierpersonal stellt die Weichen nun selbst und meist auch zu dem Zeitpunkt, der den Vorbildverhältnissen entspricht. Genaue Kenner des Vorbilds planen gar ihre Rangierfahrten so, dass der gedachte Rangierer keinen unnötigen Schritt tun muss. Mit einer Schlüsselsicherung (die hauptsächlich gegen unbefugte Eingriffe wirkt) kann Kleinbahn- oder einfacher Privatbahnbetrieb sicherungstechnisch vollkommen vorbildgemäß abgewickelt werden. Hinzu kommen Pfeifsignale wie Zp 11 ? Kommen! ? für den bei Kreuzungen an der Trapeztafel wartenden Gegenzug. Im Zugleitbetrieb (10, 11) kommen manchmal Schlüsselwerke und ferngestellte Weichen (12) zum Einsatz.
Stufe 1: Signale geben
Der nächste Schritt sind die Einfahrsignale, die zu jedem Bahnhof gehören (sofern er nicht unbesetzt in einer Zugleitstrecke liegt). Zu Zeiten der Analogelektrik bestand dafür nicht immer ein Bedürfnis: Gab es nicht genügend Schaltkästen, waren Strecke und Bahnhof oft ein einheitlicher Fahrstrombezirk, in dem ein zweiter Zug erst dann fahren konnte, wenn der erste im Bahnhof auf einem abschaltbaren Gleis stand. Der zweite Zug musste so lange am Nachbarbahnhof zurückgehalten werden. Am Standort des Einfahrsignals wurde demnach nie angehalten, somit war es überflüssig. Auch Ausfahrsignale schienen nicht zwingend erforderlich, konnte doch der Fahrdienstleiter über die Fahrstrom-Abschalter seines ?Stellpults? jede unerwünschte Bewegung unterbinden. Die Hauptsignale waren demzufolge reine Zier und wurden kaum beachtet.
Mit der Einführung einer digitalen Mehrzugsteuerung ab 1997 wurde recht plötzlich klar, wozu das Vorbild Signale hat. Das ?Halt? zeigende Einfahrsignal deckt den Bahnhof, solange dort rangiert wird oder der Einfahrweg von anderen Zügen befahren wird; der Fdl kann einen Zug schon annehmen, bevor er ihm den Weg in seinem Bahnhof sichert. Anfangs wurde davon zögerlich Gebrauch gemacht, wie der oft gehörte, aber überflüssige Zusatz ?ja, aber nur bis Einfahrsignal? bei Annahme des Zuges zeigt.
Den Einfahrsignalen folgen Ausfahrsignale, dann kommen Einfahrvorsignale hinzu und schließlich Ausfahrvorsignale. Jede Abweichung von dieser Reihenfolge ist betrieblich unsinnig und vorbildwidrig. Leider sehen wir wiederholt Bahnhöfe mit Ausfahrsignalen, aber ohne Einfahrsignale und solche mit Ausfahrvorsignalen, aber ohne Einfahrvorsignale. Wann welche Signalausstattung vorgeschrieben war, richtete sich nach Charakter und Höchtgeschwindigkeit auf der Strecke (13).
Einfahrsignale müssen in ausreichendem Abstand (13) zur ersten Weiche stehen. Meist sind zwischen Signal und Bahnhofsmodul einige Streckenmodule einzufügen. Zur Aufstellung des Einfahrsignals wurden kleine Signalmodule vorgeschlagen (14) und auch vielfach gebaut. Bei den vier in H0-RE möglichen Modulkopfstücken (B-Nord, B-Süd, E, F) ergaben sich aber oft Landschaftsbrüche. Aus-
tauschbare Signalmodule mit einheitlicher elektrischer Schnittstelle (Stefan Bormann u.a.) konnten das Problem nicht wirksam lösen. Ein hoffentlich wirksamer Lösungsansatz ist der Anfang 2000 entwickelte einheitliche Signalschacht (?Wattenscheider? von Martin Balser). In möglichst viele Streckenmodule eingebaut soll er gestatten, Einfahrsignale und deren Vorsignale etwa an der richtigen Stelle in die Landschaft zu ?pflanzen?.
Stufe 2: Fahrweg sichern
In den ersten Jahren der Eisenbahnen waren die Bahnhöfe noch recht klein, und Bahnwärter waren wegen des wartungsintensiven Oberbaues in kurzen Abständen stationiert. Die Weichenbedienung und -bewachung stellte also zunächst kein besonderes Problem dar. Bis zur Einführung der Spitzenverschlüsse etwa 1870 mussten die Wärter die spitz befahrenen Weichen sichern, indem sie sich auf das Hebelgewicht stellten. In den Gleisplänen vermied man daher spitz befahrene Weichen nach Möglichkeit und nahm zusätzliche Rangierbewegungen in Kauf. Große Eisenbahnknoten bestanden aus einem Nebeneinander solch primitiver Anlagen, die verschiedenen Gesellschaften gehörten. Reisende mussten umsteigen. Wagen konnten nur durch umständliches Rangieren übergehen.
Stellwerke mit Abhängigkeiten der Hebel etablierte John Saxby zuerst in England, einige wurden nach Deutschland importiert. Die Technik wurde hierzulande maßgeblich von Heinrich Büssing (Firma Max Jüdel & Co., Braunschweig) und Theodor Henning (Firma Schnabel & Henning, Bruchsal) weiterentwickelt. Als man das Problem der Weichenfernstellung durch Gestänge mit Ausgleichshebeln, später auch Doppeldrahtzug mit Spannwerken, zuverlässig gelöst hatte, konnten brauchbare Stellwerke gebaut werden. Dass Seilzuganlagen auch im Modell funktionieren, beweist unter anderem ein Stellwerk von Henk Oversloot für einen belgischen fiNescale- Bahnhof (15). Die Zusammenfassung der Weichenhebel sparte Zeit und Personal. So weit sind wir im FREMO auch, nur benutzen wir meist die elektrische Fernbedienung. Die natürliche Entwicklung von der Bedienung vor Ort zu wenigen Stellwerksbezirken wird übrigens anschaulich durch die Umbauten in Bickburg belegt. Andererseits zeigt dieser Bahnhof auch, dass es betrieblich unsinnig wäre, alle Weichen und Signale von nur einer Stelle bedienen zu wollen.
Die Reihenanordnung der Hebel im Stellwerk brachte aber ein stark erhöhtes Risiko von Fehlbedienungen. So ziemlich jedem, der im FREMO schon einmal ein Stellwerk bedient hat, ist wohl schon mal ein Schnellzug in ein Stumpfgleis geraten. Bei der echten Eisenbahn wäre das nicht lustig, daher war das Verschlussregister zur Herstellung der Signalabhängigkeit bald unverzichtbarer Teil der Stellwerke. Nur bei reinen Rangierstellwerken verzichtete man darauf.
Zwischen einem Signal und einer Weiche oder Flankenschutzeinrichtung (einschließlich Riegel) besteht Abhängigkeit, wenn das Signal erst auf Fahrt gestellt werden kann, nachdem diese Einrichtungen richtig gestellt sind und wenn sie verschlossen sind, solange das Signal auf Fahrt steht. Die Signalabhängigkeit ist im Verschlussplan angegeben. (FV §21 (9))
An diesem Punkt stockt unsere Entwicklung. Einige der Ausnahmen von dieser Regel seien hier genannt:
- Kräwinklerbrücke: Nachahmung eines mechanischen Stellwerks mit Kippschaltern und TTL-Schaltung, gebaut von Friedrich Jacobs. Nach Erfahrungen mit dem Vorgängerbahnhof Upgant-Forst wurde die Signalabhängigkeit abschaltbar eingerichtet, um damit nicht vertrauten Mitspielern entgegen zukommen.
- Wega: ähnlich, aber mit Relaisschaltung, gebaut von René Pabst. Die Komplexität dieses Bahnhofs ist für viele Mitspieler abschreckend, nur die Bediener mit guten Vorbildkenntnissen halten durch.
- Brauxel: Nachahmung eines elektromechanischen Stellwerks mit Drehschaltern und gegenseitiger Unterbrechung der Stellstromkreise, gebaut von Marc Gottwald.
- Epterode: Schlüsselwerk ohne jegliche Elektrik, gebaut von Lars- Christian Uhlig und Martin Balser.
- Abzw Spaxwald: elektromechanisches Stellwerk mit mechanischen Verschlüssen, gebaut von Martin Balser. Seit Beschädigung der Verschlüsse durch gewaltsame Fehlbedienung nicht mehr im Einsatz. ? Das Universal-Abzweig-Stellwerk: elektromechanisches Stellwerk mit mechanischen Verschlüssen nach dem Prinzip des englischen tappet locking, gebaut von Martin Balser. Probleme mit klemmenden Verschlussteilen.
Erfahrungen Stufe 2
- Es gibt von Stellwerken begeisterte Mitspieler, die die Signalabhängigkeit nicht mehr missen wollen, weil damit viele peinliche und zeitraubende Fehler ausbleiben.
- Aber es gibt auch eine große Gruppe von Mitspielern, die diese Betriebsstellen nicht bedienen wollen und fürchten, an den Rand gedrängt, ihrer Freiheit und ihres Spielspaßes beraubt zu werden.
- Die mehr oder weniger vom Vorbild abweichende Technik erschwert die Orientierung auch für versierte Kenner des Originals.
- Elektrische oder mechanische Unzulänglichkeiten führen oft zu Störungen, die nur der Erbauer beseitigen kann. Wenn der (zum Beispiel wegen einer Stellwerksexkursion ?) nicht greifbar ist, gibt es großen Frust.
- Es handelt sich um aufwändige Einzelanfertigungen, die immer noch mit vielen Kompromissen behaftet sind. Für die weitere Verbreitung bräuchten wir eine einheitliche Form, um den Bedienern entgegen zu kommen, und eine kostengünstige Serienfertigung.
Für kleine Durchgangsbahnhöfe hat Moritz Gretzschel ein interessantes Gleisbildstellpult mit mechanischem Verschlussregister vorgeschlagen (16). Diese vom Vorbild losgelöste Bauart soll intuitive Bedienung mit der Signalabhängigkeit vereinen. Das Vorbild kennt eine fast unüberschaubare Fülle von Bauformen. Da ist zunächst die Linie der mechanischen Signalanlagen. Signalstellböcke für einfachste, Kurbelwerke und Schlüsselwerke für einfache Verhältnisse (schon um 1980 bei der DB weitgehend ausgemerzt); ein gutes Dutzend Stellwerke mechanischer Firmenbauarten, dazu unterschiedliche Bahnhofsblockbauformen, schließlich das mechanische Einheitsstellwerk. Dann die elektromechanischen Stellwerke, auch davon gab es einige Firmenbauarten, schließlich die Einheitsform E 43. Ebenso sind seit dem Drucktastenstellwerk Bauform DrI im Jahre 1948 allein bei der DB ein halbes Dutzend Bauformen eingeführt worden. Binnen 15 Jahren gelangte die Entwicklung mit den Spurplanstellwerken SpDr60 zu einem gewissen Abschluss. Seit wiederum etwa 15 Jahren werden elektronische Stellwerke (ESTW) in großem Umfang gebaut
Stufe 3: Zugfolge sichern
Als in Kassel 2000 erstmals ein zweigleisiger Streckenabschnitt aufgebaut wurde, hatte auch ein einfacher Streckenblock Premiere. Die Züge wurden von Hand vor- und zurückgeblockt. Da es noch keine Abhängigkeit zu Signalen und Zugeinwirkungsstellen gab, war dies eigentlich nur eine Meldevorrichtung, die aber ihre Nützlichkeit bewies. René Pabst hat dann in Relaistechnik den Streckenblock Tf 71 der DB in allen Funktionen nachgeahmt und rund um Wega eingesetzt (17). Diese Bauform gibt es nur für eingleisige Strecken. Eine einheitliche Schnittstelle zwischen Stellwerk (Bahnhofselektrik) und Streckenblockeinrichtung (Blockkästchen) erlaubt es, Baugruppen unterschiedlicher Erbauer zu kombinieren. Stefan Bormann, Moritz Hebert und Reinhard Müller haben schließlich den elektronischen Streckenblock entwickelt (18), um von den schweren Relais loszukommen. Hier können sowohl Tf 71 sowie Relaisblock für ein- oder zweigleisige Strecke programmiert werden. Außerdem möchten die Entwickler einen zukunftsfähigen Datenkanal z. B. für Zugnummernmeldung zwischen den Bahnhöfen schaffen. An der zweigleisigen Strecke, die es am nötigsten hätte, sind bisher leider keine dauerhaften Blockanlagen gebaut worden.
Thematisch zum Streckenblock Tf 71 gehören die Nebenbahn-Lichtsignale (19). Sie wurden dort eingebaut, wo Streckenblock an einem mechanischen Stellwerk nachgerüstet werden sollte, das keine Ausfahrsignale hatte. Wie die Jahreszahl 71 andeutet, ist das eine Entwicklung der Epoche IV. Zuvor war Streckenblock auf Nebenbahnen selten, und selbst Abzweigbahnhöfe (wie Montabaur bis 1980) hatten keine Ausfahrsignale.
Stufe 4: Fahrweg prüfen
Die entscheidende Schwierigkeit beim Nachbau von Dr-Stellwerken liegt darin, dass die fortgeschrittenen Bauformen eine selbsttätige Gleisfreimeldung voraussetzen. Nur die älteren Bauformen DrI, DrS2 und DrS3(2) konnten auch ohne Gleisfreimeldeanlage gebaut werden. Der Bediener musste dann eben aus dem Fenster schauen, ob die Gleise frei waren, bevor er die Weichen einzeln stellen oder ein Signal auf Fahrt bringen konnte. Stellwerksbezirke ließen sich nicht einsparen, ihre Größe war durch die Sichtverhältnisse begrenzt. Das SpDrS60-Stellwerk, von dem so gerne geredet wird, benötigt wie alle Spurplanstellwerke und
ESTW eine Gleisfreimeldeanlage. Seine Schaltung beruht darauf, dass (fast) jede Weiche und jedes Gleis einzeln isoliert ist.
Gleisstromkreise, die mit Widerstandslack behandelte Fahrzeugachsen erkennen, sind Standard in der Modellbahnautomatisierung. Praktisch scheitern sie im FREMO am Präparieren der Achsen. Man sieht es als aussichtslos an, sämtliche Wagenbesitzer von diesem Aufwand zu überzeugen. Einen Anteil unbehandelter Achsen kann man nicht zulassen, weil das zu Betriebsgefährdungen führt. Einen Ausweg verspricht hier die Achszählertechnik, deren Entwicklung momentan im Gange ist.
Stufen 5 bis 11
Von den weiteren Stufen werden Zugnummernmeldung und Selbstblock als für die FREMO-Hauptbahn nützlich angesehen und sind in Entwicklung.
Fortbildung und Literatur
Bereits zwei Mal haben sich die ?Signalabhängigen? für ein Wochenende im Eisenbahnbetriebsfeld Gotha getroffen, um an echten Stellwerksanlagen den Betriebsdienst zu üben (20). Ein ähnliches Angebot gab es für die Lehrstellwerksanlage der ETH Zürich. Am Rande von FREMO-Treffen wurden einige Stellwerksexkursionen z.B. zum Rangierbahnhof Seelze, zur Betriebszentrale Hannover oder zum Systemwechselbahnhof Bentheim angeboten. Dazu kamen zahlreiche spontane Ausflüge. Eine gute Übersicht des deutschen Sicherungswesens gibt es leider noch nicht. Die erhältliche Literatur für Eisenbahnfreunde, wie die ersten fünf Titel (Tab. 2), behandelt die Funktion der Stellwerke eher stiefmütterlich. Wer sich dafür interessiert, muss auf Lehrbücher und Vorschriften des Vorbilds zurückgreifen, die schwerer zu beschaffen sind. Die Werke von Hager, Palm usw. zeigen, wie ein guter Überblick aussehen könnte.
Verweise auf Beiträge zum Thema
(1) Hp1 Heft 3/97, Seite 8
(2) Hp1 Heft 1/04, Seite 19
(3) Hp1 Heft 1/88, Seite 10
(4) Hp1 Heft 4/03, Seite 13
(5) Hp1 Heft 4/03, Seite 8
(6) Hp1 Heft 1/05, Seite 22
(7) Hp1 Heft 1/02, Seiten 10 und 20
(8) Hp1 Heft 3/02, Seite 6
(9) Hp1 Heft 4/02, Seite 4
(10) Hp1 Heft 4/00, Seite 10
(11) Hp1 Heft 1/01, Seite 7
(12) Hp1 Heft 2/98, Seite 12
(13) Hp1 Heft 4/04, Seite 4
(14) Hp1 Heft 1/92, Seite 61
(15) Hp1 Heft 2/04, Seite 31
(16) Hp1 Heft 1/05, Seite 10
(17) Hp1 Heft 2/01, Seite 18
(18) Hp1 Heft 4/03, S. 18 u. 4/04, S. 13
(19) Hp1 Heft 3/03, S. 10 u. 4/03, S. 4
(20) Hp1 Heft 2/03, Seite 31
Martin Balser