Hochdorf-Assenheim - wir trotzen Corona!
Wenn einer eine Reise tut ... dann hat er was zu erzählen!
So oder ähnlich beginnen sie alle - unsere heiß ersehnten FREMO-Treffen!
Abfahrt: 12:30h, geplante Ankunft: 16:06h, 383km - das ist auf jeden Fall eine Ansage, das rutscht man nicht mal so einfach "auf einer Arschbacke" runter! Auch wenn mancher sich jetzt sagen mag: wenn ich jedes Jahr nach Italien oder Spanien donnere dann ist das nicht mal "Halbzeit", aber ein FREMO-Treffen ist ja auch kein Urlaub, sondern eine Beschäftigungstherapie für Leute mit speziellen "psychischen Eigenschaften und Ausprägungen" ... oder so !
"Hab mein Wage(n) voll geladen ... !"
So oder ähnlich erschallt es aus einem Volkslied - und das nehmen wir ernst! Transporter voll geklatscht mit Modulen, Infrastrukturmitteln, mobilen Nachtlagern, bequemen Campinstühlen, Kaffe-Maschine (nein - Vollautomat, man gönnt sich ja sonst nix!), Modulbeinen, Rollmaterial, Bio-Eiern - nur keine Angst, wir machen das nicht zum Vergnügen (oder vielleicht doch?), das ist bitterer Ernst, Wasser Marsch!
... und wozu der ganze Aufwand?
... na weil uns der Treffen-Organisator gesagt hat, daß wir ab Donnerstag 18:00 Uhr in die Halle dürfen!
Leider gab es da wohl irgendein "Kommunikations-problem" zwischen Organisator und Hauseigentümer.
Wir waren um 18:00 Uhr da - aber die Halle nicht - das heißt: da war sie schon, aber nicht zugänglich für uns - wir durften erst um 22:00 Uhr rein, vorher hatte die Dorfjugend noch ihr reguläres Handballtraining und da war halt nix drin mit "Module reintragen", leider!
"Shit happens"! Wir trugen es (mit Ausnahme von Melinda) alle wie Männer und harrten halt noch 4h unter dem kalten, wolkenlosen Nachthimmel in der Pfalz aus. Wir vertrieben uns die Zeit mit "Wohnwagen-Tetris", Anhänger rumschubsen, Steckdosen auf dem Parkplatz suchen und einem gekühlten Bier im Wohnmobil. Nicht gerade ein idealer Start, aber es hat immerhin nicht geregnet dabei.
Gegen Mitternacht hatten wir dann unser Zeug in der Halle, einige Meter aufgebaut und erst einmal "die Nase voll".
Gegenüber HP2 hatten wir ca. 10m Strecke Vorsprung - das sollte für den Anreisetag reichen. Nach einem Abschlußbier fielen wir erschöpft in unsere Schlafsäcke!
An der Abschlußbesprechung streute der Organisator Asche auf sein Haupt ob des Kommunikations-problemes. Wir fanden das anständig und aufrichtig und vergaben ihm dafür, Fehler passieren halt hin und wieder. Dafür sind wir ja alle "zivilisierte Menschen"!
Nun ja, aber worum ging es denn diesesmal? Na um rund 160m Strecke, teilweise 2-spurig (Mainline), davon rund 20m Branchline (Industriegebiet und "Rangierhöllen"), fahren mit Dispatcher und geile, lange Züge, also eigentlich wie immer nur mal wieder ein bißchen anders als sonst.
Hardy hat uns ein tolles Layout gezaubert und wir haben das dann aufgebaut:
Peter hat dazu einen tollen Fahrplan gezaubert, dessen Features wir erst im Laufe des Treffens begreifen und lieb gewinnen sollten.
1.) Fahren nach "Echtzeit" - unsere Uhr wurde auf 1:1 programmiert, geile, neue Erfahrung! 10 min Pause sind wirklich 10 min - das hat jeder im Gefühl und nicht umrechnen auf 1:4 oder 1:5 oder 1:6 ...
2.) 2-stufiges Belieferungskonzept - Frachten am Yard aufgeben, werden in der Session nach "Upper Terminal" gefahren und auf Züge umverteilt und kommen erst am Folgetag im Ziel an - Binnenfrachten ähnlich, nur anders herum - machte bei der Erstaufstellung etwas mehr Aufwand, aber dafür mußten während der Sessions kaum noch weitere Waggons ausgepackt werden, hat was!
3.) überhaupt interessante Züge - Peter, aus der Nummer kommst Du nicht so schnell raus, ich hätte da schon mal einen Vorschlag für Wolfersweiler .... !
Am nächsten Morgen haben wir zuerst das wichtigste Modul aufgebaut: "S40". Nein, kein Streckenmodul aber für die Lokführer und ihr seelisches Wohlbefinden enorm wichtig! Alles andere verkommt zu einer "Kleinigkeit", wenn dieses Modul steht und richtig funktioniert!
Noch ist nicht allzuviel los in Monte Vista - mit 7664 Fuß (oder für Deutschbahner: 2335,987m) über "Normal Null" unser höchstgelegener Punkt im gesamten Arrangement. Der Himmel ist strahlend blau, die Grundaufstellung für den ersten Fahrplan ist gemacht, jetzt können die Züge kommen => laßt die Löwen rein, wir sind da!
... und so kommt was der Fahrplan vorgesehen hat. Der Local war schon da, weitere Waggons sind zugestellt und auf der Mainline donnert ein Manifest am Getreidespeicher vorbei. Business as usual, wie wir sagen....
L2utz hatte mal wieder Spaß daran das ganze Arrangement mit einem seiner "Spezialzüge" abzufahren. Während sonst die "Historical Society der Rio Grande" diese Reise antrat war es diesesmal ein "MOW" <=> "Maintainance of Way" oder auf Deutsch Instandhaltungs- und Wartungszug das Objekt der Begierde. Schöner Zug, knuddelig klein und alles dabei was man auf dem Gleis so braucht - Kranwagen mit Auflieger, Schotterwaggons und ein Caboose für das Personal. Erster Halt: Dixie Springs!
Durchfahrt in Feather River Tunnel. Ach ja, das war der Ersteinsatz von Feather River auf einem FREMO-Treffen. Hesi hat sich gefreut wie ein kleiner Junge, seine Module sind prächtig und beeindruckend gestaltet. Es machte richtig Spaß durch diese zerklüftete Berglandschaft entlang des Flusses zu fahren!
zu "Besuch" in 7th street bei "Albers Cereals and Feeds". Auch hier gibt es eine "Waterfront", etwas schmaler als in Feather River aber auch sehr schön gestaltet.
Clearwater Industries:
Am Steg ist schon wieder "action", der Captain kommt, der Matrose steht stramm, weiter hinten stellt der Briefträger dem Staplerfahrer die aktuelle Post zu, unten am kleinen Steg (Treppe runter) liegen einige Nudisten rum, genießen die Mittagssonne und ein kaltes Bier, im Hintegrund sieht man Mussel Shoels (Yard) und dahinter die "Sandy Mountains" vom Magnolia Trail, die die Strecke überragen.
American way of life eben!
Aber - wir haben ja auch lange Züge versprochen - so fuhr Jürgens Tankwagenzug als Extra mit Sonderbespannung: 5 Loks zogen die schweren Kesselwaggons durch Marengo Samp.
... ach ja, die Kesselwagen sollte man natürlich auch sehen - hier passiert der Zug gerade Dixie Springs.
In der Gegenrichtung war schon kurze Zeit später der "High Cube Boxcar" Zug unterwegs, gezogen von 2 SD40-2 der ICG.
... und - wir hatten jede Menge schöne Passenger Züge an Board, hier z.B. der METRA "Wendezug" mit Steuerwagen am Heck, dezent gealtert hält er gerade in Hilldale - wo seit neuestem der Bahnübergang Gleisbelegungen detektiert und wild zu blinken anfängt. Immer wieder was neues, so sind wir halt drauf in der SWD!
Aber auch die "Historical Society der Rio Grande" bekam einen Job im Fahrplan - als Museumszug "Rhinelander" durfte sie eine Rolle im Fahrplan übernehmen. Hier auf frischer Schiene erwischt im Feather River Canyon.
Nächster Halt: Marion!
Aussteigen und Blumen pflücken wird geduldet, ist aber nicht zwingend erforderlich! Auch wenn das hier ganz beschaulich aussieht - hier ist in jedem Fahrplan eine Menge "Action" los! Thrus setzen Frachten für das "Dark Territory" auf der Siding aus und nehmen abzuführende Frachten mit in Richtung Yards mit um sie am Folgetag durch die entsprechenden Locals zu ihren Zielen zu routen. Halt richtiger Eisenbahnverkehr. Wir sind betrieblich ganz nahe dran an unseren großen Vorbildern!
Kurze Zeit später wurden sie gesichtet in Hilldale. Für die Eisenbahnenthusiasten wurde ein Fotostop eingelegt, eine Scheinanfahrt aus dem Tunnel gefahren, Snaks, Fingerfood und prickelnde Getränke gereicht während der #703 den Zug mit Autotransportern auf der Mainline überholte, ein gelungenes Spektakel für alle Beteiligten!
Hier der Auftrag des Lokführers für den Rhinelander:
Es gab etliche interessante Zugkreuzungen, so z.B. eine von 2 Amtrak Passengern in Dixie Springs:
Oder die Kreuzung des "Tropicana Extra" mit einem "Manifest" in Hilldale. Loks hatten wir auf jeden Fall genug um die ganzen Waggons locker wegzuziehen!
Hilldale - so ein hübsches, verschlafenes Nest, wo habe ich diesen Namen schon mal gehört?
Weiter geht es über den "Clayton Creek". Hier soll mal vor rund 100 Jahren eine Lehrerin ertrunken sein, als sie den Fluß mit ihrer Kutsche überqueren wollte, aber das ist vielleicht auch nur erfunden. Schulkinder in Hilldale erfreuen sich noch heute an dieser Geschichte!
Nach dem Fluß geht es raus in das offene Gelände. Die Landschaft wird weiter, die Gegend flacher und der Horizont grenzt sich mit den "Sandy Mountains" gegen den blauen Himmel ab.
Auf einem einsamen Feldweg abseits der Bahntrasse liefern sich Jake und Elwood mit ihrem 74er Dodge Monaco eine Verfolgungsjagd mit dem örtlichen Sheriff - „Es sind 106 Meilen bis Chicago, wir haben ein Auto, einen vollen Tank, eine halbvolle Schachtel Zigaretten, es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen!“
Nahaufnahme gefällig?
Ein ebenfalls begehrtes Motiv waren Züge im Feather River Canyon, kommt einfach klasse rüber! Hier ziehen zwei Alcos (ja, ich weiß, USA-Experten halten sie auch für Dampfloks, obwohl sie einen Diesel haben) einen Zug mit Boxcars in Richtung Mussel Shoels.
Auch der Amtrak Silberling macht am Flußufer einfach nur eine gute Figur (oder soll ich lieber sagen: "einen schlanken Fuß"?).
Aber auch in den Betriebsstellen wurde "gerödelt"! In Clearwater Industries bekam der John Deere Händler eine Ladung frischer Traktoren an seine Rampe geliefert - auf Bulkhead Flatcar - halt so wie im richtigen Leben auch!
In 7th street wurde Schrott am Kai verladen, die Gondolas drängelten sich um den Kran herum.
... aber: es gab auch einige Unfälle - nicht viele - aber wir stehen dazu! Im Original hätten sie mehr Schmerzen verursacht!
Der Tropicana Kühlzug fährt durch Penny's Bluff direkt auf Mussel Shoels zu.
Das Gleis gemäß Fahrplan ist vorgewählt, gleich ist Dienstschluß für den Lokführer!
... und dann muß der Lokführer schmerzhaft lernen, daß man "Pustekuchen" nicht essen kann. Leider stand ein (dort nicht erwarteter) Extra im vorgebuchten Gleis. Einmal nicht richtig hingeguckt und schon macht es "rums"! Das Schild ist schon mal verbollert, aber das ist noch nicht alles!
Da er hier mit etwas Schwung reingefahren ist (das Feierabendbier lockt halt schon sehr stark, auch wenn es meistens "nur" Budweiser ist), hat der Schub des Zuges an der 1. Lok die Kupplung rausgerissen. Nichts was nicht reparierbar ist, aber ärgerlich ist es trotzdem. Der Lokführer hatte ein paar Prellungen als seine Lok auf den Gegenzug auffuhr und braucht nun etwas Ruhe (oder etwas mehr als ein Feierabendbier), aber er wird in der nächsten Session wieder seine Züge fahren, alles gut!
Auch das hier ist bei der Betreibergesellschaft aktenkundig geworden: Manipulationen unbefugter Personen an der Weiche des Sidings vor Marion führten dazu daß ein Passenger Zug der Amtrak im Kiesbett landete. Das passiert sonst nur Formel 1 Fahrern, aber wir wissen daß der Zug definitiv nicht so schnell bei der Einfahrt war!
Zum Glück für den Lokführer war gerade ein 0-5-0 Kran in Marion im Einsatz, der die Loks und damit den gesamten Zug in "Windeseile" aus dieser misslichen Situation befreite und damit dafür sorgte, daß dieser Zug im Fahplan nur minimalen "ver-"zug hatte!
... that´s it, folks!
um es mit den Worten eines berühmten Entertainers aus dem Zeichentrickprogamm gesagt zu haben.
Ich hoffe der Bericht hat etwas Spaß bereitet!
T3homas
(C) Fotos: L2utz Lehner, T3homas Gottschalk, (SWD)