Zugmeldeverfahren auf eingleisiger Strecke
§ 12 Abs. 2 der Fahrdienstvorschrift von 1960 bestimmte: "Auf eingleisiger Strecke werden die Züge angeboten und angenommen, abgeläutet, zurückgemeldet." Mit der Annahme erklärt sich der Fdl einverstanden, dass ein Zug bis zu seinem Einfahrsignal kommen darf. Von dort an hat er den Zug direkt unter Kontrolle, ein Zusatz "ja, aber nur bis Einfahrsignal" ist überflüssig, denn so ist es immer. Annehmen darf der Fdl nur, wenn die Strecke frei und nicht von einem Zug der Gegenrichtung beansprucht ist. Es darf nicht zu früh angeboten werden, um die Strecke nicht zu blockieren; beim Vorbild frühestens 5 Minuten vor Abfahrt. Bei Streckenblockeinrichtung ist jetzt ggf. die Erlaubnisabgabe zu bedienen.
Das Abläuten diente zur Verständigung der Schrankenwärter, es ist bei uns überflüssig. Ebenso überflüssig ist für uns das heute vorgeschriebene Abmelden des Zuges mit Minutenangabe. Die Rückmeldung schließlich bestätigt, dass die Strecke wieder frei ist und der gefahrene Zug durch ein Haltsignal gedeckt ist. Letzteres ist besonders wichtig, da es sonst zu Auffahrunfällen kommt. Bei ordnungsgemäß arbeitender Streckenblockeinrichtung ersetzt das Rückblocken die Rückmeldung; sonst muss zusätzlich rückgemeldet werden. Erst nach Eingang der Rückmeldung kann ein neuer Zug angeboten werden. Die Wortlaute sind jederzeit nachzulesen auf der Umschlagseite des Zugmeldebuchs.
Beim Zugmeldebuch verzichten wir auf das genaue Aufschreiben der Uhrzeiten. Die Zeit von einer Uhr abzulesen und einzutragen ist bei uns nutzlos und nur Zeit raubend. Stattdessen wird nur ein Kreuz oder Haken gesetzt als Marke, dass ein bestimmter Betriebsvorgang vollzogen ist. Gegenüber dem Zugmeldebuch im Vorbild entfällt ferner die Spalte "Gemeldete Abfahrt", weil wir nicht abmelden. Der Tabellenkopf ist mit Richtungspfeilen übersichtlicher gestaltet und zeigt die Telefonnummer des Nachbar-Fdl. Durch die Kürzungen sparen wir 50% Raum und bringen die für einen Unterwegsbahnhof nötigen zwei Tabellen auf einem DIN A4-Blatt unter. Für kleinere Schreibpulte kann das Buch unten abgeschnitten werden.
Praktischer Hinweis: Beim Anbieten die Zugnummer immer erst aufschreiben, dann laut ablesen. Beim Annehmen die gehörte Zugnummer aufschreiben, dann zur Wiederholung laut vorlesen: "Zug 2531 ja." Der Anbietende vergleicht das wiederum mit seiner Aufschreibung und bestätigt mit "Richtig." Nur so werden Missverständnisse in der Zugnummer wirklich ausgeschlossen.
Gegenüber "Abhaktabellen" am Rand der Bahnhofsfahrordnung bietet das Zugmeldebuch unseres Erachtens eine Reihe von Vorteilen:
- Kein Zeit raubendes Aufsuchen der Zugnummer bei der Annahme nötig, nur schreiben geht schneller. Was man geschrieben hat, haftet im Kopf.
- Die Züge stehen in der Reihenfolge, wie sie gefahren sind, im Buch unten immer der letzte. Ein sauber geführtes Zugmeldebuch lässt auf den ersten Blick erkennen, welcher Zug sich wo befindet.
- Auch Sonderzüge und Gleissperrungen können richtig eingetragen werden.
- Der Vordruck des Zugmeldebuchs ist universell. Mit wenigen Einträgen ist er einsatzfertig. Damit ist man unabhängig von den Unterlagen des Fahrplanmachers.
Von den Vorlagen fertige man sich eine Anzahl doppelseitig kopierter Tabellenseiten sowie eine Umschlagseite an, die außen die Anleitung, innen eine Tabellenseite hat. Das Ganze wird zusammengelegt, längs gefaltet und geheftet. Wer keinen ausreichend großen Drahtklammerapparat hat, heftet vollkommen vorbildgerecht mit einer Stopfnadel und starkem Garn. Dazu werden drei Löcher durch den Falz gestochen, das Garn wird in Form einer 8 durchgefädelt und dann verknotet.
Zugmeldebuch zum Download
Dieser Artikel ist erschienen in
Hp1 Modellbahn - 1. Quartal 2004 - Zugmeldeverfahren auf eingleisiger Strecke
Martin Balser und Lars-Christian Uhlig - "Wird Zug 4711 angenommen?"