MAN-VT von Brekina
Das Vorbild
Wie manchen bekannt ist, habe ich eine besondere Affinität zur Stadt Schöningen und dem ehemaligen Bahnhof Schöningen-Süd der Braunschweig-Schöninger Eisenbahn (BSE). Leider wurde diese Strecke bereits 1971 stillgelegt und der Bahnhof Schöningen-Süd kurz danach dem Erdboden gleich gemacht. Bei meinen Besuchen in Schöningen Ende der siebziger Jahre konzentrierte sich mein eisenbahntechnisches Interesse daher mehr auf den Staatsbahnhof Schöningen. Am 31.03.1978 fiel mir dort ein Triebwagentyp auf (Foto siehe rechts), der sich recht deutlich von den Schienenbussen der Deutschen Bundesbahn (DB), die üblicherweise auf der Strecke Helmstedt - Schöningen - Jerxheim - Wolfenbüttel - Braunschweig eingesetzt wurden, unterschied. Nach einigen Recherchen wußte ich, daß die Verkehrbetriebe Hornburg (VH) im Auftrag der DB neben den Strecken Goslar - Braunschweig und Bad Harzburg - Vienenburg auch die vorgenannte Strecke bedienten und hierbei ihre Triebwagen VT 11, VT 12, VT 21 und VT 22 einsetzten. Bei einer Fahrt von Schöningen nach Braunschweig konnte ich mich von dem Fahrkomfort der von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg (MAN) gefertigten Fahrzeuge überzeugen. Gerne hätte ich ein Modell des MAN-Triebwagens meiner Sammlung einverleibt. Allerdings mußte ich mit der Erfüllung dieses Wunsches bis Mitte der Neunziger Jahre warten, als die Firma Günther-Modellbau ein entsprechendes Modell in der Baugröße H0 ankündigte. Wer den Bausatz kennt, kann meine Enttäuschung hinsichtlich der Qualität des Models sicherlich nachvollziehen. Überrascht war ich, als die ersten Berichten von der Spielwarenmesse Nürnberg 2008 verkündeten, daß ein neues Modell des MAN-Triebwagens geplant sei - und das von einer Firma, die sich auf die Produktion von Kraftfahrzeug Modellen spezialisiert hatte. Das Modell ist mittlerweile ausgeliefert und meine anfängliche Skepsis hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. In der einschlägigen Modellbahnpresse gab es hinreichend viele Testberichte, deren Ergebnisse ich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte. Abgesehen von einigen kleinen Schwächen halte ich das Modell für sehr gelungen und vor allem für preiswert. Aber nichts ist so gut, als daß es noch verbessert werden könnte; zudem steht auch noch die Vorbereitung des Modells für den FREMO-Einsatz aus. Im folgenden möchte ich stichwortartig skizzieren, was man an dem Modell noch verbessern kann.
Wesentliche Veränderungen
- Einbau eines Decoders: Ich habe den ZIMO-Decoder MX 620 ausgewählt und in das WC eingebaut. Da ich die Kabel direkt in die Schnittstelle eingelötet habe, konnte ich die Inneneinrichtung (Sitzbänke) an dieser Stelle vervollständigen. Hinweisen möchte ich an dieser Stelle darauf, daß zum Betreiben der Innenbeleuchtung beim Decoder MX 620 der Funktionsausgang FA1 über ein Kabel mit dem Pin 3 der Schnittstelle verbunden werden muß. Nicht verschweigen möchte ich aber auch, daß ich mit den Fahr- bzw. Programmiereigenschaften bislang nicht zufrieden bin; auch der Kundendienst von Zimo konnte mir nicht helfen. Bei Gelegenheit werde ich andere Decoder ausprobieren. Mittlerweile habe ich in ein zweites Modell den von der Firma sb-modelbau zur Messe 2009 vorgestellten Motorisierungssatz (Bestellnummer 2504) eingebaut; siehe unten.
- In jedem Fall sollte man die Radscheiben gegen solche mit einem Profil nach der Norm RP-25 ausrüsten. Entsprechend einem Tip von Ralf Götze habe ich die 2,2 mm breiten Radscheiben mit einem Durchmesser von 10,5 mm der Firma Luck verwendet. Für eine gute Stromabnahme durch die seitlich angeordneten Schleifer empfiehlt es sich, Radscheiben ohne Innenprofilierung zu verwenden.
- Der Gesamteindruck des Fahrzeugs wird m.E. ganz wesentlich dadurch verbessert, wenn die Bügelkupplung durch einen einfachen Haken von Weinert o.ä. ersetzt wird.
Mögliche Arbeiten am Fahrgestell
- Da ich mein Modell mit dem Weinert-Haken ausgerüstet habe, konnte die Kurzkupplungskinematik ersatzlos entfallen; die nicht mehr erforderliche Aussparung im Wagenboden habe ich mit entsprechend zugeschnittenen Kunststoffplatten verschlossen.
- In dem bei meinem Modell nachgebildeten Einsatzzeitraum waren Indusi-Magnete, insbesondere an Fahrzeugen für Nebenbahnen, noch nicht verbreitet. Die Nachbildungen der Indusi-Magnete habe ich daher entfernt.
Mögliche Arbeiten am Wagenkasten
- Nach Einbau des Weinert-Hakens fällt die Aussparung in der Front, die die Seitenbeweglichkeit der Kurzkupplung sicherstellen soll, unangenehm ins Auge. Mit einigen Plastikplatten, die entsprechend rund ausgesägt, eingeklebt, verspachtelt und verschliffen wurden, habe ich die Lücke verschlossen.
- Die verkürzt nachgebildeten Steuerleitungen für die Vielfachsteuerung habe ich mit Messingdraht ergänzt; das Ende der Steuerleitung habe ich unterhalb des rechten Puffers in den Wagenkasten eingeführt.
- Da die Rücklichter beim Vorbild mit roten Glasscheiben abgedeckt sind, habe ich die klaren Lichtleiteinsätze mit rotem Glühlampentauchlack (verdünnt mit Weinert Acryl-Verdünnung) eingefärbt.
- Die Triebwagen der VH hatten keine Übergänge. Das vollständige Entfernen der Übergänge - inklusive Ausbau der Übergangstür - war mir bislang zu viel Arbeit. Zumindest habe ich aber die seitlichen Absturzsicherungen entfernt; motiviert wurde ich hierzu durch entsprechende Vorbildsituationen bei der Hohenzollerschen Landesbahn (HzL). Nach Verspachteln und Verschleifen der Montagelöcher habe ich diese Stellen nachlackiert. Da die von Brekina gewählte Farbe keinem der bei der Eisenbahn verwendeten RAL-Farbtöne entspricht, habe ich aus einer Mischung der Revell-Farben Nr. 36 und Nr. 38 einen halbwegs passenden Farbton angerührt.
- Beim Vorbild ist der obere Teil des WC-Fensters nach innen klappbar; die Mittelstrebe wie bei den übrigen Fenstern ist hier fehl am Platz. Durch Abschaben des Stegs mit einem Skalpell kann dieser Fehler kaschiert werden.
- Schließlich sollten mit einem schwarzen wasserfesten Filzstift die Gummidichtungen an den Fenstern nachgezogen werden.
Mögliche Arbeiten am Dach
- Entsprechend dem von mir nachgebildeten Einsatzzeitraum habe ich die Antenne für den Zugbahnfunk entfernt. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch die Formtrennkanten an den oberen Stirnlampen egalisiert.
- Bedingt durch die vorgenanten Arbeiten war eine neue Lackierung des Dachs erforderlich; diese habe ich mit der Revell-Farbe Nr. 76 (grau) vorgenommen. Hierbei wurde auch die umlaufende Regenrinne in der Farbe des Dachs lackiert.
- Schließlich kann man noch die beiden Auspuffrohre mit einem 1 mm-Bohrer aufbohren.
Mögliche Arbeiten an der Inneneinrichtung
- Die Ergänzung der Inneneinrichtung an der Stelle der Decoder-Schnittstelle hatte ich bereits oben erwähnt.
- Damit die Inneneinrichtung ein wenig gefälliger wirkt, habe ich die Sitzbänke grün und den Fußboden (einschließlich der Kabel zur Stirnbeleuchtung) dunkelgrau gestrichen.
- Schließlich wurden einige Sitzbänke mit Figuren versehen, die insbesondere den Blick von den Ausbuchtungen für den Motor lenken sollen.
Einbau des Maxon‑Motors (sb‑modellbau‑Umbausatz)
- Gleich nachdem von sb‑modellbau ein Umbausatz für den MAN‑VT zur Messe 2009 als Neuheit vorgestellt war, habe ich die Bestellung aufgegeben. Zur Intermodellbau 2009 in Dortmund habe ich den Motor (unter Ausnutzung von 10 % Messerabatt) in Empfang genommen. Eingebaut habe ich den Motorisierungssatz in ein zweites Modell des MAN‑VT.
- Dem Umbausatz liegt eine Einbauanleitung liegt bei, nach der man (nach Ausbau des Motors und der Platine) mit einem 13 mm‑Radiusfräser eine 8 mm tiefe Rille in das Fahrwerk einfräsen soll. Abgesehen davon, daß ich keine Fräse besitze, wollte mir nicht einleuchten, warum man einen ca. 1 mm starken Boden 8 mm tief einfräsen soll. Messungen zeigten, daß es deutlich einfacher geht. Einfach das Viereck, das von den Löchern für die Rastnasen des alten Motors begrenzt wird, aussägen: der Maxon‑Motor paßt perfekt in die Aussparung.
- Den Motor mit Stabilit Expreß oder einem ähnlichen Klebstoff befestigen, die Kabel anschließen und fertig ist der Umbau. Aber Achtung: die Kennzeichnungen „+” auf der Platine und an dem Motor stimmen nicht überein. Da die Höchstgeschwindigkeit im Analogbetrieb ca. 130 km/h beträgt, bleibt für einen geregelten Decoder noch genügend Spielraum zum regeln.
- Um zu sehen, ob der Motorisierungssatz die Fahreigenschaften verbessert, habe ich versuchsweise einen Decoder Zimo MX 62 eingebaut. Als Ergebnis kann ich festhalten, daß die Programmierung nun ohne Probleme von statten geht. Entsprechend dem Vorbild habe ich die Höchstgeschwindigkeit auf 90 km/h eingestellt; die Programmierung einer Dreipunktkennlinie mit Brems‑ und Verzögerungszeit ergibt die gewohnten exzellenten Fahreigenschaften.
Ausbau der Fronttür
- Das oben erwähnte Verschließen der Übergangstüren wird aller Voraussicht nach nicht mehr erforderlich sein, da der Homepage der Firma Brekina mittlerweile zu entnehmen ist: „Eine weitere Aufbauversion ohne Mitteltür ist in Vorbereitung.”
© Gottfried Spicher, 2010-08-09