Bf Hemer (HER)
Etwas Geschichte
Hemer ist eine Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern am Nordrand des Sauerlandes. Die Bahn erreichte Hemer 1882 von Menden aus und endete vorläufig hier. 1885 wurde die Strecke über Westig - Iserlohn-Ost nach Iserlohn eröffnet, das bereits seit 1864 Bahnanschluss von Letmathe aus hatte. Um die Orte im oberen Hönnetal zu erschließen, gab es Planungen zum Bau einer Strecke von Hemer über Sundwig und dann durch den Balver Wald in Richtung Neuenrade. Diese Strecke ist dann 1892 nur bis zum 1,8 km von Bahnhof Hemer entfernten Sundwig gebaut worden. Der Weiterbau unterbliebt aus Kostengründen (Tunnel unter dem Balver Wald). Neuenrade erhielt 1912 von Menden in Form der Hönnetalbahn Bahnanschluss. Die Strecke von Hemer nach Sundwig wurde ausschließlich im Güterverkehr betrieben. Auf der Strecke von (Unna) über Fröndenberg - Menden - Hemer - Westig - Iserlohn-Ost - Iserlohn nach Letmathe gab es bis 1989 Personenverkehr. Dann wurde das Stück Hemer - Westig - Iserlohn-Ost gesamtstillgelegt und rückgebaut. Die Strecke nach Sundwig wurde noch bis 1995 bedient. Einzig die Strecke Menden - Hemer blieb aus strategischen Gründen wegen der in Hemer stationierten Bundeswehreinheiten bis 31.3.2007 für den Güterverkehr in Betrieb. Danach erfolgte die Stilllegung. Bedingt durch große Mengen Sturmholz als Folge des Sturms Kyrill im Januar 2007 wurde die Strecke von der Stadt Hemer nunmehr als Anschlussbahn für die Holzabfuhr von Juni 2007 bis zum 31.7.2008 betrieben. Im Rahmen der Vorbereitungen für die Landesgartenschau von Nordrhein Westfalen im Jahr 2010 in Hemer wurden Teile des Bahnhofsgeländes zum Bau neuer Straßen benötigt. Parallel dazu gab es eine Initiative des Vereins Oesetalbahn, zur Landesgartenschau Zubringer auf der Schiene anzubieten. Als Folge wurde der Bahnhof auf der Ausfahrseite in Richtung Iserlohn/Sundwig im Jahr 2009 komplett zurückgebaut und überbaut. Auf der verbliebenen Hälfte gäbe es dann 2010 sporadischen Zugverkehr, der auch die Machbarkeit eines durchgehenden Anschlusses nach Dortmund zeigen konnte. Letztlich ist dem Rückbauantrag der Strecke von Menden nach Hemer stattgegeben worden und zur Trassensicherung ein Radweg auf der Bahntrasse angelegt worden. Somit ist der Bahnhof seit Februar 2012 ohne Gleise. 3 Weichen konnten an das Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen vermittelt werden und werden dort im Rahmen der Neugestaltung der Gleisanlagen im Zusammenhang mit dem neuen Empfangsgebäude weiterverwendet.
Hemer als Fremo:87 Bahnhof
Den Anstoß zum Nachbau gab Rüdiger Bäcker, der sich auch einmal mit diesem Projekt befasst hatte, dies aber aufgrund der Größe (660m zwischen beiden Einfahrweichen) verwarf. Für den Erbauer ist es der Reiz, den Bahnhof seiner Heimatstadt als exaktes Modell nachzubilden. Ziel soll sein Zustand um 1960 sein. Dabei ist es gelungen, sehr viele Dokumente zu Bahnhof Hemer sichten zu können, so dass auch die Geschichte des Bahnhofs quasi als Nebenprodukt entsteht. Dies ist natürlich nicht unbedingt ein Kriterium für einen Bahnhof nach Fremo:87 Norm. Entscheidend sind die betrieblichen Möglichkeiten. Hemer ist ein Abzweigbahnhof, so dass dies bei der Arrangementplanung die Möglichkeit eines weiteren Streckenastes bietet. Für den Personenverkehr stehen zwei Bahnsteiggleise zur Verfügung, so dass in Hemer Zugkreuzungen stattfinden können, bzw. Züge auf die abzweigende Strecke hier beginnen können. Für den Wagenladungsverkehr stehen 3 Ladestraßengleise mit großen Nutzlängen zur Verfügung. Eines davon verfügt über eine Kopframpe. Zusätzlich gibt es noch ein Gleis am Güterschuppen für die Stückgutwagen und eine weiteres Kopframpengleis. Ein Umfahrgleis ist mit einer Gleiswaage ausgerüstet. Weiterhin hatte die Nietenfabrik Hemer ein Privatanschlussgleis, von dem aus mit einer Waggondrehscheibe (ø 6,6m) die Wagen in die Fabrik gelangten. Auf der Sundwiger Strecke lag kurz hinter dem Bahnhof ein weiteres Privatanschlussgleis des RWE zur Umspannstation. Zur Lokversorgung gab es einen Wasserturm mit Wasserkran.
Gesichert war der Bahnhof durch Einfahrsignale aus allen Richtungen, Ausfahrsignale gab es nur in Richtung Iserlohn und Sundwig, in Richtung Menden wird auf Befehl ausgefahren. Der Bahnhof besitzt 2 Stellwerke. Stellwerk Hf ist als Fahrdienstleiter für die Betriebssteuerung im Gesamten, sowie die Weichen am Mendener Bahnhofsende zuständig. Das Stellwerk Hs ist für die Weichen und Signale am anderen Bahnhofskopf in Richtung Iserlohn und Sundwig zuständig. Die Zugfahrten dürfen dort nur nach Weisung des Fahrdienstleiters auf Hf ausgeführt werden. Im Original regelt das ein Bahnhofsblock. Im Modell wird angestrebt, die Bedienung in ähnlicher Form umzusetzen, so dass zur Bedienung 2 Arbeitsplätze notwendig sind.
Der Güterverkehr war durch die örtlichen Betriebe (Maschinenbau, Brennstoffhandel, Schrotthändler) und vor allem durch den Manöververkehr der Bundeswehr geprägt. Dann kann es vorkommen, dass in Hemer alle Gleise belegt sind. Für den Rangierdienst ist eine Köf stationiert.
Zusammengefasst ist Hemer ein Bahnhof mit ausreichend dimensionierten Gleisanlagen, der aufgrund seiner Rolle als Abzweigbahnhof das Arrangement sicherlich bereichern wird.
Modulbau
Die Module für den Bahnhof Hemer sind als Sandwichkonstruktion angelegt, d.h. an eine Grundplatte (9,5mm) kommen entsprechend genutete Stirn- (12mm) und Seitenbretter (6mm). Auf die Grundplatte kommt eine Lage Styrodur (30mm) und darauf dass das Deckbrett (6mm). Die Deckbretter sind ausschließlich mit dem Styrodur verleimt. Es besteht keine Verbindung zu den Stirnbrettern, vielmehr reichen die Deckbretter bis Modulkante. Hierdurch sollen die Trassen von den Stirnbrettern entkoppelt sein. Um die Module exakt ausrichten zu können, sind die jeweils benachbarten Module mit Zentrierbolzen versehen. Der Originale Gleisplan ist am Rechner auf 1:87 vergrößert worden. Im Copyshop sind diese Zeichnungen dann ausgeplottet und auf die Deckbretter übertragen worden. Sämtliche Weichen sind zur Sicherheit in Ihren geometrischen Abmessungen neu konstruiert worden, damit sie auch wirklich richtig liegen. Als Gleismaterial kommt das Holzschwellengleis aus dem Bahnsinn-Shop, einschließlich aller 15 Weichen das RST-Stahlschwellengleis und im Anschluss zur Nietenfabrik das preußische Form VI Gleis von D.I.T.-Modell zur Verwendung. Als technische Ausrüstung hat Hemer einen Booster, sowie zwei RUT-Boxen (schließlich brauchen Hf- und Hs beide Telefon). Die Weichen werden wie im Vorbild von Ihrem jeweiligen Stellwerk gestellt, nur die Anschlussweiche zum RWE ist ortsgestellt. Die Module verfügen über klappbare Beine aus Aluvierkantrohr, die mit höhenverstellbaren Füßen versehen sind.
Die Idee der Sandwichkonstruktion hat sich im Nachhinein als nicht ganz optimal erwiesen, da es ohne eine entsprechende Presse nicht gelingt, einen wirklichen Verbundwerkstoff zu erstellen. Was zur Folge hatte, dass sich das Holz der Deckbretter doch verzogen hat und es zu massiven Verwerfungen in den Gleisen gekommen ist, die einen sicheren Betrieb gerade unter den Anforderungen eines maßstäblichen Rad-Schiene-Systems unmöglich machten. Als Lösung sind die Deckbretter parallel zu den Gleisen mit Entlastungsschnitten versehen worden und die Gleisübergänge neu ausgerichtet worden und die Trassenbretter dann mit den Stirnbrettern verklebt und verschraubt worden.
Einsätze auf Treffen
Einen ersten Einsatz hatte der Modulbahnhof Hemer im September 2010 auf der Ausstellung Bahnen des Sauerlandes der Straßenbahnfreunde Hemer. Damals waren die beiden Bahnsteigleise und ein Ladegleis befahrbar. Zwischenzeitlich ist die Vervollständigung der Gleisanlagen im Gang.
Der erste richtige Fremo-Einsatz hat zum Herbsttreffen 2011 der Fremo:87 Gruppe im Grohe-Forum in Hemer stattgefunden. Bei dieser großen Bewährungsprobe konnten Schwachstellen im Oberbau, die zu Entgleisungen führen, durch den sehr vielfältigen Fahrzeugeinsatz während des Treffens lokalisiert werden. Im Umkehrschluss, konnte die Forderung, dass nur Fahrzeuge mit normgerecht eingestellten Kupplungen eine Säule des sicheren Betriebes sind abermals untermauert werden. Gerade durch die Lage des Bahnhofs im Bogen, ist es bei zu kurzen Kupplungen schwierig diese ohne zusätzlichen Aufwand zu kuppeln. Sehr beruhigend ist, dass die Verdrahtung des Bahnhofs ohne Fehler funktioniert hat und auch die gewählte Bedienposition mit vorerst einem Bediener in Höhe des Stellwerkes HS gut gewählt ist.
Statt einem Weiterbau hat der Bahnhof von 2012 bis 2017 mehr oder weniger einen Dornröschenschlaf gehabt.
Für das Herbsttreffen in Köln 2017 wurde ein weiterer Abzeig neben "Heinerslust (HLU)" und "Eisenbach (EBH)" benötigt, so dass die Idee entstand, hierfür den Bahnhof Hemer zu nehmen. Daraufhin wurden in einer Gemeinschaftsaktion im Sommer 2017 durch mehrere Fremo-Mitglieder die verworfenen Gleisübergänge zwischen den Modulen konstruktiv überarbeitet und Lagefehler im Gleis, insbesondere Spurverengungen gerichtet. Darüberhinaus wurden Weichenverbindungen zu den Gleisen 6 und 8 fertiggestellt und diese für den Zugverkehr nutzbar gemacht. Die zur Zugsicherung benötigten Signale wurden vorerst mittels Vissmann-Signalen als Vorläufer für die geplanten Weinert-Signale aufgestellt. Hierdurch war es möglich die Zugfolge in und durch den Bahnhof sicher zu regeln.
Während des Treffens in Köln hat der Bahnhof die ihm gestellten betrieblichen Anforderungen voll erfüllt und zeigt auch, dass er aufgrund seiner Größe für lange Züge geeignet ist und auch umfangreicheren Güterverkehr zuläßt. Die Signale ermöglichten es, die Zugfolge zu regeln und in der fahrplantechnisch gewünschten Reihenfolge abzufertigen.
Wie wird es weitergehen
Die technische Seite ist noch nicht an allen Stellen perfekt, so dass noch einige Nacharbeiten im Oberbau erforderlich sind und ggf. zum leichteren Aufbau einige Gleisübergänge auf die Legosteinmethode von Reinhard Düpmeier umgestellt werden sollten. Danach sollte noch mal ein Einsatz auf einem Treffen erfolgen (vielleicht Gochsheim 2018) um zu sehen, ob die Betriebssicherheit nun ausreichend ist. Parallel dazu können erste Arbeiten an der Landschaftskontur begonnen werden.
Zukunft
Bau des Anschlussgleises RWE am Streckenast nach Sundwig und Bau der Strecke auf der Iserlohner Seite bis zum Haltepunkt Hemer-Amt. Und natürlich endlich Gestaltung.
(Joachim Reinhard)
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