Artikel aus der alten FREMO-Website
Der Originalartikel stammt vom leider schon verstorbenen Klaus Richrath. Hier ist dieser Artikel zu Archivzwecken abgelegt.
R U T
Ringleitung für
Uhr und
Telefon Von KLAUS RICHRATH †
Vorgeschichte
Seit meinem im HP1 I/96 erschienenen Aufsatz über den Bau und den Betrieb eines Streckentelefons haben sich beim FREMO auf dem Gebiet des Telefonwesens ganz wesentliche Verbesserungen ergeben. Dies ist auf das Wirken von Jochen Leisner zurückzuführen, der auf der Grundlage seines beruflichen Hintergrundes in der Lage gewesen ist, den FREMO mit mehreren professionellen Telefonanlagen zu versorgen.
Auf seine grundsätzlichen Ausführungen zu diesem Thema im HP1 I/99 sei hier ausdrücklich hingewiesen.
Beim FREMO sind z.Zt. (Mitte 2002) drei große Telefonanlagen in Betrieb. Jede dieser Anlagen verfügt über 24 Anschlüsse, von denen 20 frei vergeben werden können. Zwei Anlagen können zusammengeschaltet werden, wobei dann nur noch je 18 Anschlüsse zur freien Verfügung stehen. Die Anlagen sind mit UAE-(Western-)Buchsen ausgerüstet. Die Telefone müssen also mit einem entsprechenden Stecker versehen sein.
Für denjenigen, der auf seinen TAE-Stecker am Telefon nicht verzichten kann, gibt es preiswerte Adapter TAE/UAE. Weitere Einzelheiten hierüber sind ausgiebig in dem bereits erwähnten Aufsatz von Jochen Leisner beschrieben.
RUT - warum ?
Der Einsatz der Telefonanlagen setzt voraus, dass von jedem Telefonapparat eine Anschlussleitung zur Zentrale gelegt werden muss. Bei Treffen in kleineren Sälen ist das vielleicht nicht so problematisch. Bei den Großarrangements, die sich jetzt beim FREMO eingebürgert haben, kommen in den großen Hallen aber schon erkleckliche Leitungsmengen zusammen, die dann auf vielen Metern auch noch mehrfach nebeneinander verlaufen müssen. Dazu kommt dann noch das Leitungsnetz für die Uhren. Eine Möglichkeit, diese nebeneinander herlaufenden Leitungen in einer Sammelleitung zu vereinigen, wäre da sicher hilfreich. Und da kommt nun RUT, die
Ringleitung für Uhr und Telefon.
Selbstverständlich ist RUT eine Busleitung und keine Ringleitung. Die Bezeichnung Ringleitung wurde aus nostalgischen Gründen gewählt. Und passt die sich dadurch ergebende Abkürzung nicht auch besser zu FRED ?
RUT verdankt ihr Entstehen der Tatsache, dass es bei der Firma Reichelt-Elektronik (und auch anderswo) für sehr wenig Geld fertig konfektionierte 25-polige SUB-D-Verlängerungskabel gibt. Damit war es möglich, die erprobte und preiswerte SUB-D-Technik einzusetzen und den Arbeitsaufwand gering zu halten.
Systembeschreibung
Mit einem Verlängerungskabel können zehn Telefonanschlüsse sowie die Uhrenleitung zusammengefasst werden. Die Frage ist nun, wie das Telefon der Betriebsstelle zu seinem Anschluss kommt. Es ist ja aus naheliegenden Gründen nicht möglich, feste Anschlüsse bzw. Nummern zu vergeben. Die Lösung ist der codierte Stecker. Für jeden möglichen Telefonanschluss gibt es einen derartigen Stecker, mit welchem der gewünschte Anschluss abgegriffen werden kann.
Hierzu ist für jede Betriebsstelle eine RUT-Anschlussbox erforderlich, durch die die RUT durchgeschleift wird und die so eingerichtet ist, dass sowohl der oben erwähnte codierte Stecker in Funktion treten und - über eine Lautsprecherbuchse - der Uhrentakt abgegriffen werden kann.
Schnittstelle Telefonanlage / RUT
Für je zehn Telefonanschlüsse ist eine Schnittstelle in Gestalt einer 25-poligen SUB-D-Buchse erforderlich. Wie der Einbau dieser Buchse zu erfolgen hat, muss für jede Telefonanlage individuell entschieden werden. Eine für alle Anlagen gleichermaßen geltende Lösung kann hier nicht genannt werden.
Die Pin-Belegung sieht so aus: Pins 2/3, 4/5, 6/7, 8/9, 10/11 für die Telefonanschlüsse 10-14 (20-24). Pins 12/13 für den Uhrentakt. Pins 14/15 bleiben frei (sind nur in den Anschlussboxen belegt - s. dort). Pins 16/17, 18/19, 20/21, 22/23, 24/25 für die Telefonanschlüsse 15-19 (25-29).
Pin 1 hat auch eine Funktion. Darauf wird weiter unten noch eingegangen.
RUT-Anschlussbox
Die Herstellung einer solchen RUT-Anschlussbox ist recht einfach. Man nimmt ein passendes Gehäuse und baut in dieses die erforderliche Anzahl SUB-D-25-Verbindungen, eine Lautsprecherbuchse sowie eine UAE-Buchse (Alternativ auch eine TAE-Buchse) ein.
Die Anzahl der SUB-D-Verbindungen richtet sich nach der Größe der Betriebsstelle. Für jede Zulaufstrecke ist eine 25-polige SUB-D-Buchse und für jeden gewünschten Telefonanschluss ein 25-poliger SUB-D-Stecker erforderlich. Mit Ausnahme der Pins 1, 14 und 15 werden sämtliche übrigen Pins der SUB-D-Verbindungen 1:1 verbunden.
An die Pins 12 und 13 wird zusätzlich die Lautsprecherbuchse angeschlossen. Die Pins 14 und 15 der für den Telefonanschluss vorgesehenen Stecker sind mit den beiden mittleren Kontakten der UAE-Buchse zu verbinden. Mehr ist nicht zu tun. Das ist so simpel, dass man noch nicht einmal einen Schaltplan dafür braucht.
Es gibt aber einen: Schaltplan RUT-Anschlussbox von Armin Mühl.
Die Buchsen und Stecker sind nebeneinander senkrecht in das Gehäuse einzubauen, und zwar mit einem Mittenabstand von 22 bis 25 mm. Pin 1 muss nach unten zeigen.
Durch die Aufteilung der Anschlüsse in Buchsen (für die Verlängerungskabel) und Stecker (für die codierten Stecker) wird verhindert, dass beim Aufbau versehentlich etwas falsch zusammengesteckt wird.
Die beiden Fotografien zeigen das Äußere und das Innere einer RUT-Anschlussbox für einen Durchgangsbahnhof mit einem Telefonanschluss.
Ein Abzweigbahnhof mit drei Zulaufstrecken und zwei Telefonanschlüssen würde also eine Anschlussbox mit drei SUB-D-Buchsen, 2 SUB-D-Steckern, 2 UAE-Buchsen und einer Lautsprecherbuchse benötigen. Die von mir gebauten Prototypen können entweder fest eingeschraubt oder mit Zwingen an jeder beliebigen Stelle am Modul angebracht werden.
Verlängerungskabel
Es sind die Verlängerungskabel SUB-D (1:1, 25-polig) mit zwei Steckern einzusetzen. Diese Kabel gibt es in den Längen 3m, 5m und 7m. Pro Kabel ist ferner ein 25-poliger Gender Changer (2 x Buchse) als Verbindung auf halber Strecke erforderlich.
(Wenn die Strecke zwischen zwei Boxen mit einem Kabel überbrückt wird, ist das Zwischenstück nicht erforderlich, aber wer will sich darauf verlassen ?)
Codierter Stecker
Der codierte Stecker besteht aus einer Haube und einer 25-poligen Buchse. Die Pins 14/15 dieser Buchse werden mit den zwei Pins des gewünschten Telefonanschlusses verbunden, z.B. mit 24/25, wenn der gewünschte Anschluss die 19 sein soll.
Die codierten Stecker sind zusammen mit der Telefonanlage zu verwalten. Für jede Telefonnummer muss ein entsprechend beschrifteter Stecker vorhanden sein.
Aufgabenverteilung
Das System RUT ist so konzipiert, dass nur die Telefonanlagen mit ihrem Zubehör (codierte Stecker usw.) mehr oder weniger zentral verwaltet werden müssen.
Der Rest ist durch die Betriebsstellenbesitzer zu erledigen. Dazu gehört, dass diese nicht nur einen Telefonapparat und die RUT-Box sondern auch eine bestimmte Menge an Verlängerungskabeln vorzuhalten haben.
Die Länge richtet sich nach der Betriebsstelle. Sinnvoll ist eine Kabellänge, die der Länge der Betriebsstelle entspricht. Zusätzlich sind ca. 10 m für jede Zulaufstrecke erforderlich. Für einen Durchgangsbahnhof von 10m Länge ergibt das also 30m.
Das Ziel ist, RUT unter den Modulen entlang zu führen und zu vermeiden, dass die Leitungen quer durch das Arrangement verlegt werden, was bisher aus Materialmangel noch erforderlich ist. Deshalb müssen auch Abzweige, für die ein Telefonanschluss eigentlich nicht vorgesehen ist, eine als Verteiler gestaltete RUT-Box erhalten. Eine derartige Box müsste also drei SUB-D-Buchsen haben.
Beim Treffen soll das dann so aussehen, dass jeder Betriebsstellenbesitzer nach Beendigung der Aufbauphase von seinem Modul aus ein Kabel halbwegs bis zur nächsten Betriebsstelle verlegt, wo er ja dann auf das vom Nachbarn zu verlegende Kabel trifft. Auf diese Weise ist das Arrangement im Handumdrehen telefonisch verbunden, und das bei minimalem Arbeitsaufwand für den Einzelnen. Derjenige, der die Telefonanlage verwaltet, muss dann nur noch den geeigneten Standplatz bestimmen, die Telefonnummern vergeben und die codierten Stecker austeilen.
Kopplung von zwei Anlagen
Auf großen Treffen mit mehr als 20 Betriebsstellen ist es möglich, zwei Anlagen zu koppeln, indem die Anschlüsse 28 und 29 jeder Anlage über Kreuz mit den Anschlüssen L01 und L02 der jeweils anderen Anlage verbunden werden. Mit RUT ist dies ganz einfach zu bewerkstelligen: Dort, wo sich die beiden Netzbereiche am nächsten sind, wird eine Verbindungsleitung gelegt. In diese ist ein Adapter einzusetzen, welcher nur den Uhrentakt und die gekreuzten Querverbindungen enthält.
Streckentelefon
Selbstverständlich ist RUT so ausgelegt, dass auch das von mir entwickelte Streckentelefon (s. Hp1 I/96) eingesetzt werden könnte, auch parallel. Hierzu wird zusätzlich die Ader 1 benötigt. Darauf soll an dieser Stelle aber nicht näher eingegangen werden. Wer hierzu etwas wissen möchte, kann sich gern an mich wenden.
Diese Betriebsweise, die auch als Ortsbatterie (OB)-Betrieb bekannt ist, wurde von Armin Mühl beschrieben. Wenn diese Option genutzt werden soll, ist dafür das Adernpaar 2/3 vorgesehen, das dann nicht an die Telefonanlage angeschlossen werden darf.
Alternativen
vorgetragen worden. Es gab den Vorschlag, jeder Betriebsstelle ein schnurloses Telefon zuzuordnen und die Basisstation bei der Telefonanlage aufzubauen. Technisch ist das sicherlich machbar. Anmerkung: Bei einer Vielzahl von mobilen Telefonen in unmittelbarer Nähe hat der Bearbeiter Zweifel an der Zuverlässigkeit eines solchen Systems)
Allerdings dürfte es doch etwas teuer werden, da es wohl kaum ein zuverlässiges Angebot von gebrauchten schnurlosen Telefonen gibt. Auch stellt sich die Frage des Aufladens. Am Tage wird das Telefon an der Betriebsstelle eingesetzt und müsste also in der Nacht geladen werden. Aber wo ? Aus Sicherheitsgründen sind in der Halle nachts ja alle Verbraucher vom Netz zu nehmen. Insgesamt also etwas umständlich.
Für den Uhrentakt gibt es Pläne, diesen entweder durch die DCC-Anlage generieren und über das Loconet (Beispiel: Frankenzentrale von Oliver Spannekrebs) oder über einen Infrarotsender zu verbreiten. (Die dadurch frei werdende Leitung könnte dann für einen weiteren Telefonanschluss genutzt werden.) Hier wird die Entwicklung abzuwarten sein. Bisher hat sich noch kein Ansatz zu diesen Themen blicken lassen.
Welcher Weg beschritten werden soll, muss durch die Betriebsstelleninhaber bestimmt werden, denn die müssen die Arbeit leisten und die Kosten tragen. Mein hier vorgestelltes System bietet nicht nur eine mögliche Alternative, sondern ist bereits gängige Praxis.
Norm ist, was gebaut wird !
Es sieht so aus, als würde diesem schönen Satz auch hier wieder zur Geltung verholfen worden sein. Es blieb aber keine andere Wahl. Einmal gab es Sachzwänge in Gestalt von Vorgaben durch das vorhandene Material, und zum anderen musste ja zunächst eine Referenzanlage gebaut werden, um zu sehen, ob alles so funktioniert, wie es gedacht war.
Fehlfunktionen
RUT ist jetzt seit 1998 im Einsatz und hat sich bewährt, insbesondere auch auf den großen Treffen. Ausfälle seitens RUT hat es so gut wie keine gegeben, wenn man von einer aufgegangenen Lötstelle absieht. Die einzige empfindliche Stelle an dem eingesetzten Material waren die Pins in den SUB-D-Steckern, die sich schnell verbiegen können.
Materialverzeichnis
Hier will ich beschreiben, welche Bauteile ich verwendet habe. Alle wurden von der Firma REICHELT ELEKTRONIK in Sande geliefert. Katalog-Nr. und Preise wurden dem Katalog 05/2001 entnommen.
- Gehäuse: Bei dem abgebildeten Gehäuse handelt es sich um das Kombigehäuse SD 10 GRAU, grau, DM 2,95. Da dieses Gehäuse einen Schnappverschluss hat, müssen die beiden Halbschalen mit Abstandsbolzen zusammengehalten werden (s. Foto). Für größere Betriebsstellen-Boxen empfehle ich das sogenannte Europagehäuse der Firma CONRAD (52 05 86-88, grau, DM 4,15).
- UAE- bzw. Westernbuchse: REICHELT bietet hier die Buchse MEB 4-6 mit vier Anschlusskabeln von je 70 mm Länge für DM 0,94 an. Das grüne dieser Kabel kommt an Pin 14, das rote an Pin 15.
- Modularanschlusskabel: Ein 15m-Kabel mit zwei Steckern gibt es unter WK 6-4 15m für DM 3,05.
- 2xModularbuchse: WB 2x6-4 für DM 1,30.
- TAE-Stecker auf Modular-Buchse 6-4: TAE 4FS-MP für DM 2,35.
- Lautsprechereinbaubuchse LB2PS für DM 1,05.
- SUB-D-Stecker (25-polig): D-SUB ST 25 für DM 0,27.
- SUB-D-Buchse (25-polig): D-SUB BU 25 für DM 0,29.
- Verlängerungskabel SUB-D, 25-polig, 1:1 (Kabel mit zwei Steckern): 3m = AK 450 für DM 2,90; 5m = AK 402 für DM 5,50; 7m = AK 403 für DM 6,90.
- Gender Changer/adapter (2xBuchse): COM 995 für DM 2,--.
Zusammenfassung
Hier soll noch einmal zusammengefasst werden, was im Einzelnen getan werden muss, um das System RUT auf breiter Grundlage im FREMO zu verbreiten:
Für diejenigen, die eine Telefonanlage besitzen/betreiben, gilt:
- Schaffung von Schnittstellen unter Beachtung der normgerechten Anschlussbelegung (wie im eingangs erwähnten Aufsatz von Jochen Leisner beschrieben), entweder parallel fest eingebaut oder extern. Für je zehn (angefangene) Anschlüsse ist eine Schnittstelle erforderlich.
- Herstellung der codierten Stecker. Für jeden Anschluss bedarf es eines Steckers, der aus einer Kappe und einer Buchse (!) besteht.
Es wäre sinnvoll und hilfreich, wenn alle beim FREMO vorhandenen Telefonanlagen - also nicht nur die Leisnerschen - gleichermaßen für RUT eingerichtet werden, damit alles überall eingesetzt werden kann, auch spurweitenübergreifend.
Für Eigentümer von Bahnhöfen, Abzweigen usw. gilt:
- Beschaffung eines Telefonapparates einschließlich eines Modularanschlusskabels (2 Stecker, 6-4) und eines Verbinders (2xModularbuchse 6-4) - sollte bereits vorhanden sein.
- Bau einer RUT-Anschlussbox.
- Beschaffung von SUB-D-Verlängerungskabeln (25-polig, 1:1, Stecker/Stecker) in der für die Betriebsstelle erforderlichen Länge.
- Beschaffung von Gender Changern (25-polig, Buchse/Buchse) für jedes Verlängerungskabel.
Wer zu diesem Artikel Fragen haben sollte, wende sich bitte an mich.
Klaus Richrath
ist am 22.Dezember 2005 verstorben
Hinweis
Diese Seite wurde in HTML für fremo.org aufbereitet von Carsten Möller Text und Bilder: Klaus Richrath
Die Übernahme in das FREMO-NET erfolgte im Januar 2010 durch Rüdiger Bäcker.
Der Hauptteil des Textes stammt aus dem Jahre 2001!
Jede Verantwortung für Fehler und Unterlassungen wird ausdrücklich abgelehnt.
Fragen zur RUT bitte in die Mailingliste fremocom@yahoogroups.de posten.