Adressvergabe der Gruppe H0-Regelspur Europa
Intro
Unser Fremo-Spiel basiert darauf, dass wir unsere Lokomotiven unabhängig voneinander steuern können. Erst durch das leistungsfähige digitale Steuerungssystem können wir den echten Eisenbahnbetrieb realitätsgetreu nachbilden. Mit DCC (Digital Command Control) ist die unabhängige Steuerung von zahlreichen Lokomotiven möglich. Jede Lokomotive erhält eine eindeutige Adresse, über die sie über das Gleis angesteuert wird. Das DCC-System gibt uns die Möglichkeit, bis zu etwa 10.000 Adressen zu vergeben.
Das Datenprotokoll am Gleis arbeitet jedoch nur in eine Richtung: Die Zentrale weiß nicht, ob die Datenpakete tatsächlich bei der Lokomotive ankommen oder ob sogar mehrere Lokomotiven auf dasselbe Datenpaket reagieren. Beim Spiel greifen wir einen Handregler und gehen davon aus, dass er genau eine Lokomotiven steuert. Doch wenn nun mehrere Lokomotiven auf die gleiche Adresse eingestellt sind, fahren sie alle zugleich los. Dadurch können unbemerkt Unfälle oder sogar Schäden entstehen.
Um sicherzustellen, dass jede Adresse nur einmal verwendet wird, haben wir eine hierarchische Adressverwaltung eingeführt. Diese teilt den gesamten Adressraum in Blöcke von jeweils 100 Adressen. Die Blöcke werden von Segmentverwaltungen weiter verteilt. Da die Segmentverwaltungen unabhängig voneinander agieren und innerhalb ihres Segments Adressen beliebig vergeben können, haben wir sichergestellt, dass keine doppelten Adressen vergeben werden.
Allerdings stehen wir nun vor dem Problem, dass die Adressen knapp werden. 10.000 Adressen klingen erstmal üppig. De facto haben wir etwa 80\% vergeben. Der exakte Füllgrad ist aufgrund der verteilten Vergabe und teilweise mangelhafter Dokumentation schwer abzuschätzen. Bei den Segmenten sind derzeit etwa 90\% vergeben, wobei einige Segmente bewusst freigehalten sind. Es ist absolut ausgeschlossen, weitere Segmente hinzuzufügen, da dies eine komplette Neuentwicklung innerhalb des DCC-Systems erfordern würde, die von der bestehenden Infrastruktur und den Herstellern der Decoder in unseren Lokomotiven nicht unterstützt wird.
Wir müssen daher eine Lösung finden, um mit den bestehenden 10.000 Adressen effizient haushalten zu können und weiterhin uneingeschränkten Spielspaß zu haben.
Dieses Problem ist nicht neu, sondern war bereits bei der Einführung des Systems bekannt. Dennoch bleibt DCC mit seinen vielen verfügbaren Adressen nach wie vor das am besten geeignete Digitalsystem für unsere Anwendung. Seit etwa 2018 hat sich jedoch der Bedarf nach einer konkreten Lösung deutlich verstärkt.
Die ursprüngliche Idee hinter der hierarchischen Adressvergabe war, dass innerhalb eines Segments thematisch zueinander passende Lokomotiven gebündelt werden. Idealerweise kennt man sich persönlich, der Segmentverwalter weiß, welche Lokomotiven den jeweiligen Adressen zugewiesen sind, und man trifft sich regelmäßig zum gemeinsamen Spiel.
Dieses Prinzip setzt allerdings eine relativ lockere Vergabe voraus, bei der auch halb leere Segmente akzeptabel sind. Leider ist das inzwischen nicht mehr praktikabel. Meine Aufgabe innerhalb des bestehenden Vergabesystems ist, die Segmente zu verwalten und bei Bedarf neue Segmente an Segmentverwalter auszugeben. Diese Aufgabe hat sich jedoch im Laufe der Zeit verändert. Neue Segmente werden praktisch nicht mehr ausgegeben, da der Adressraum fast vollständig aufgebraucht ist. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Neue Gruppen, primär aus vorher nicht aktiven Ländern, und international genutzte „Sammelsegmente“ an sorgfältige Verwaltungen (dazu gehört für mich vor allem eine gute Dokumentation bestehender Segmente!). Neue Verwaltungen gab es nur noch über die Weitergabe bestehender Segmente.
Um die bestehenden Probleme zu lösen, müssen wir ein neues Verfahren für die Adressvergabe einführen. Einen harten Umstieg mit kompletter Neuverteilung möchten wir auf jeden Fall vermeiden; der Aufwand und das Risiko wären zu hoch. Stattdessen haben wir einen Weg gesucht, der am Status quo möglichst wenig ändert, für die Zukunft aber alternative Nutzungen erlaubt.
Verändertes Vergabeverfahren seit 2024
Wir unterscheiden zwei Arten von Adressen: einerseits fest vergebene, dauerhaft zugewiesene Adressen und andererseits temporäre Adressen, die nur für ein einziges Treffen vergeben werden.
Die dauerhaft zugewiesenen Adressen entsprechen der bisherigen Vergabepraxis. An bestehenden dauerhaft zugewiesenen Adressen wird sich zunächst nichts ändern.
Die temporär vergebenen Adressen werden bei jedem Treffen neu zugewiesen. Sie bleiben flexibel und können je nach Bedarf angepasst werden. Um dieses Verfahren zu ermöglichen, müssen wir innerhalb des Adressraums ausreichend Platz freihalten, der für diese temporären Vergaben reserviert ist.
Vergabe dauerhaft zugewiesener Adressen
Aufgrund der Knappheit von Adressen müssen wir dauerhaft zugewiesene Adressen sehr restriktiv vergeben. Es gibt im Wesentlichen drei Fälle, in denen eine dauerhafte Zuweisung notwendig ist:
- Technische Einschränkungen: Lokomotiven, die aus technischen Gründen nicht einfach umprogrammiert werden können. Dieser Fall betrifft jedoch nur eine sehr geringe Anzahl von Fahrzeugen. Einige derartig eingeschränkte Spezialdecoder finden sich bereits jetzt in den Sonderadressen unter 100.
- Technische oder persönliche Hürden: Mitspieler, die ihre Lokomotiven nicht regelmäßig umprogrammieren können – entweder weil ihnen die technische Ausstattung fehlt, oder weil das Umprogrammieren für sie eine zu große technische Hürde darstellt.
- Entlastung aktiver Mitspieler: Dieser Fall ist schwieriger einzuschätzen. Das Umprogrammieren von Lokomotiven verursacht unbestreitbar Aufwand. Einige Mitspieler tragen jedoch besonders viel zum Erfolg eines Treffens bei, sei es durch die Bereitstellung umfangreicher Technik, vieler Streckenmodule, großer Bahnhöfe oder durch ihre organisatorische Mitarbeit. Um diese Mitspieler zu entlasten, sollten sie dauerhaft zugewiesene Adressen erhalten.
Diese Vergabepraxis kann jedoch unfair erscheinen, wenn etwa eine Person mit nur zwei oder drei Lokomotiven keine neue dauerhaft zugewiesene Adresse erhält, während jemand mit bereits 68 fest zugewiesenen Lokomotiven problemlos eine weitere Adresse für die 69. Lokomotive bekommt.
Es ist daher wichtig, den Gesamtkontext zu berücksichtigen: Wie viel trägt eine Person insgesamt bei, und ist die Umprogrammierung für sie zumutbar? Dies einzuschätzen liegt an den Segmentverwaltungen, die mit etwas Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis den Bedarf hinterfragen und fair einschätzen müssen. Wer eine fest vergebene Adresse erhalten möchte, wendet sich also an die Segmentverwaltung des Vertrauens und begründet den Bedarf.
Dokumentation der dauerhaft vergebenen Adressen
Die Vergabe der Adressen der einzelnen Segmente wird online dokumentiert. Dadurch ist sichergestellt, dass bei (leider gelegentlich vorkommenden) Doppelbelegungen die Vergabe schnell eindeutig geklärt werden kann und dass beim Verlust einer Tabelle (Computercrash, Ausscheiden aus dem Verein...) die Dokumentation weiter besteht.
Einen Überblick über die verschiedenen Segmentdokumentationen bietet die Segment-Tabelle. Externe Dokumentation ist möglich, aber eine Hinterlegung direkt auf fremo-net wird bevorzugt und verursacht auch nicht viel Aufwand.
Vergabe temporärer Adressen
Technisch notwendig ist die eindeutige Adressvergabe nur innerhalb eines Treffens bzw. sogar nur innerhalb eines Arrangements. Teilnehmende erhalten daher temporäre Adressen für ihre Lokomotiven, können sie entsprechend programmieren, die Freds zuweisen, und beim nächsten Treffen wieder andere Adresse nutzen.
Die Organisation des Treffens muss dazu eine Ansprechperson benennen, die die temporären Adressen vergibt und die Vergabe dokumentiert. Die Vergabe temporärer Adressen kann auch direkt vor Ort beim Treffen erfolgen. Dazu wird eine Liste aller verfügbaren Adressen ausgelegt, in die sich Teilnehmende mit ihrer Lokomotivnummer und ihrem Namen eintragen.
Für die temporäre Vergabe stehen die Segmente 72xx bis 74xx zur Verfügung.
Um die Nutzung temporärer Adressen zu erleichtern, kann innerhalb eines Treffens oder einer Region ein eigenes System verwendet werden. Beispielsweise könnte eine Person immer den Adressbereich 7210 bis 7230 nutzen. Es sollte jedoch allen klar sein, dass solche Vergaben weiterhin nur für ein Treffen gültig sind und bei einer Teilnahme an einem Treffen in einer anderen Region zu Konflikten führen können. Lokomotivbesitzer können sich die Zuweisung erleichtern, indem sie bei der Anfrage nach temporären Adressen bereits ihre Wunschadressen angeben.
Dokumentation der temporären Adressen
Es liegt an den Organisationsgruppen der Treffen, die temporär genutzten Adressen aus dem Bereich 72xx-74xx an Gäste auszugeben. Am besten machen sie dies lange im Voraus oder sogar direkt bei der Anmeldung, damit den Mitspielenden genug Zeit für das Umprogrammieren ihrer Lok bleibt. Am einfachsten ist vermutlich die pauschale Vergabe von Blöcken à 5 oder 10 Adressen. Da die Vergabe temporärer Adressen nur für euer Treffen gültig ist, könnt ihr ruhig großzügig sein -- dass wirklich einmal 300 Lok aktiv eingesetzt werden, ist die absolute Ausnahme.
Ihr könnt die Vergabe natürlich delegieren. Benennt eine Person, an die sich die Mitspielenden wenden sollen. Diese temporäre Vergabe bleibt aber dennoch nur für ein Treffen gültig!
Die Vergabe der temporären Adressen wird dokumentiert – per Excel-Liste, Google Doc oder per Stift und Papier. Um euch die Erstellung der Liste zu erleichtern, ist auf unten eine Vorlage als Excel- oder pdf-Datei verfügbar.
Beim Treffen legt ihr die Liste aus, damit Teilnehmende spontan weitere temporäre Adressen beziehen können. Diese Liste sollte die Adressen vorgedruckt sowie freien Raum für Lok-Nummer und Ansprechperson enthalten. Idealerweise ist direkt daneben eine Möglichkeit zum Programmieren und Zuweisen aufgebaut, die von der Arrangement-Zentrale unabhängig ist.
Mehrere Listen, beispielsweise an jeder Zentrale eine, sind möglich, wenn sichergestellt ist, dass Adressen nicht doppelt vergeben werden. Dazu teilt ihr den temporären Adressraum am besten auf und legt nur einen Teil der vollständigen Liste zur jeweiligen Zentrale.
Für welche Gruppen gilt dieses Adressvergabeverfahren?
Nur für H0-RE nach 1945. Allerdings ist dies die größte Gruppe im Fremo und auch die am weitesten verteilte -- somit gelten diese Regeln über ganz Europa, über alle Bahnverwaltungen, alle Epochen und alle Schmalspurbahnen (außer RhB) -- kurzum: Für alle, die zu den großen H0-Regelspur-Arrangements beitragen.
Die anderen Gruppen, die aufgrund technischer Inkompatibilität (andere Radsatznorm, Spurweite oder sogar anderer Maßstab) oder da es einen zeitlichen Puffer gibt (H0-old spielt das Jahr 1928, die Zeit des zweiten Weltkriegs wird im Fremo nicht dargestellt), nicht mit der großen Gruppe H0-RE gemeinsame Arrangements aufbauen, nutzen eigene Vergabeverfahren.
Wenn ihr Fahrzeuge habt, die sowohl bei H0-RE als auch bei weiteren Gruppen mitspielen können, nutzt ihr bei H0-RE am besten temporäre Adressen!
Kontaktperson
Alle Fragen zum Vergabeverfahren für Adressen und Segmente selbst sowie Fragen zu vergebenen oder neuen Segmenten gehen direkt an Tobias Meyer.
Fragen zu Adressen innerhalb eines Segments gehen an die jeweilige Segmentverwaltung.