Interstate
Interstate wurde erstmals in Leonberg 2010 durchgestaltet präsentiert. Das zentrale Motiv sind die Brücken, welche den Interstate Highway 94 über die Bahnlinie und ein kleines Flüsschen führen. Da von der Modellbahnindustrie (selbst der amerikanischen!) keine Straßenbrücken dieser Größe produziert werden, wurden diese im kompletten Eigenbau aus Polystryrolplatten und -profilen erbaut und lackiert. Es wurde kein konkretes Vorbild nachgebaut, jedoch orientieren sich die Maße an typischen nordamerikanischen Beton-Balkenbrücken.
Als Material für die Brücken wurde verwendet:
2,0 mm Polystryrolplatte für die Fahrbahn
1,0 mm Polystryrolplatte für die Widerlager
0,5 mm Polystryrolplatte für die Pfeiler
2,0 x 2,0 mm PS-Rechteckprofil als Verstärkungen für Pfeiler und Widerlager
2,5 x 6,3 mm PS-Rechteckprofil für die Längsbalken
1,0 x 5,0 mm PS-Rechteckprofil für die Brüstung
0,5 x 2,0 mm PS-Rechteckprofil für die Leitplanke
0,63 mm Rundstab für die Leitplanken
Tamiya-Farben:
XF-2 flat white
XF-3 flat yellow
XF-19 sky grey
Kyosho Micron Tape 0,7 mm zum Maskieren der Straßenmarkierungen
Im Folgenden sollen noch einige Aspekte zur Planung und der Bauausführung dieser Interstate Highway - Brücken in Baugröße N dargestellt werden.
Da es nicht um die Umsetzung einer konkreten Vorbildsituation ging, mussten zunächst die Abmessungen der Brücken festgelegt werden. Aus verschiedensten Quellen im Internet konnte ich Angaben zur Breite und Dicke der Brückenfahrbahn, passenden Balkenquerschnitte, Feldlängen usw. recherchieren. Diese Abmessungen bestimmten die Auswahl der zum Bau verwendeten Polystyrol-Platten, - und Profile. Die Brückenpfeiler sind ein Eigenentwurf.
Das Modul hat einen trapezförmigen Grundriss. Der Gleisradius beträgt 4500 mm über 10°. Um das Modul optisch gefällig wirken zu lassen, wurden die Brücken außermittig und etwas schräg zur Modulkante angeordnet. Die Durchfahrtshöhe wurde so bemessen, dass moderne Containertragwagen mit zwei übereinander gestapelten Containern gerade darunter hindurchpassen. Somit konnte auch die Höhe der Brückenfahrbahn über Gleishöhe bestimmt werden. Das Ergebnis der Planung wurde in der oben zu sehenden Skizze bzw. den CorelDraw-Grafiken dokumentiert und die optische Stimmigkeit kontrolliert.
Um eine ebene Oberfläche für den Wasserspiegel des Flüsschens zu erhalten und ebenso ein festes "Fundament" für die Brückenpfeiler- und -Widerlager zu haben, wurden zusätzliche dünne Sperrholzplatten in den Modulrohbau eingeleimt. Anhand der festgelegten Abmessungen der Brückenteile und des Straßendammes konnten die Seitenwandkonturen des Modulkastens ausgesägt werden. Die Pfeiler- und Widerlagerhöhe ergab sich somit von der Plattenoberfläche bis zur gesägten Kontur des Bahndamms abzüglich der Balkenhöhe. Straße und Brückenfahrbahn sind ein durchgehender Polystyrolstreifen von 2 mm Dicke und 70 mm Breite. Aus Wartungsgründen sollten die Brücken abnehmbar bleiben. Um unschöne Spalten zwischen den Brückenpfeilern und den Brückenbalken zu vermeiden, sollten die Pfeiler fest mit den Brücken verklebt werden.
Für die Brückenpfeiler fertigte ich zunächst eine Schablone an, die ich zum Anreissen der Konturen der zwölf Vorder- und Rückseiten aus 0,5mm starkem Polystyol verwendete. Anschließend klebte ich Verstärkungsleisten 2x2 mm ein, wie auf der Abbildung oben zu sehen ist. Aus zehn Millimeter breiten Streifen des gleichen Materials wurden die Seiten- und Deckflächen der Pfeiler erstellt. Die Widerlager fertigte ich zwei Mal an: die erste Version aus 0,5 mm starkem Polystyrol war nicht steif genug. Die endgültige Variante besteht aus 1 mm starkem PS. Die Brückenteile selbst sind sehr einfach zu Erstellen, da lediglich die Brüstungen auf der Oberseite und die Längsträger auf der Unterseite der Fahrbahn angeklebt werden müssen. Ich hatte die parallelogrammförmigen Fahrbahnstreifen schon vor dem Ankleben der oben genannten Teile auf Maß gebracht. Das bedingte, dass die Lage der Balken an beiden Brücken exakt festgelegt werden musste, damit die Widerlager später auch genau fluchten. Abweichend vom Entwurf habe ich den Abstand der Brücken etwas verringert (die Dammkontur im Modulkasten war schließlich schon ausgesägt), damit noch etwas ebene Dammoberfläche rechts und links der Fahrbahnaussenseiten verbleibt. In den Planungsgrafiken beginnt die Böschung unmittelbar am Fahrbahnrand.
Im Oktober 2009 waren die Brückenrohbauten als "Verzierung" während des Einsatzes des Moduls beim FREMO-Treffen in Lauffen zu sehen. Anschließend begann die Landschaftsgestaltung des Moduls. Doch wo anfangen? Nach einigen Überlegungen entschloss ich mich dazu, zuerst die unlackierten Widerlager auf die Grundplatte zu kleben und anschließend den Straßendamm aus Styrodur zu "schnitzen" und anzubauen. Die flacheren Teile des Geländes entstanden aus Styropor. Kaschiert wurde das ganze zunächst mit einer Schicht braunen Korkklebers.
Nachdem die Geländeoberfläche ausmodelliert war, klebte ich 0,5 mm dicke PS-Platten auf die Dammschräge unterhalb der Brücken. Diese Flächen sind beim Vorbild in der Regel ebenfalls befestigt.
Es folgte das Lackieren der Brücken. Im ersten Schritt habe ich die Fahrbahnen mit 800er Schmiergelpapier angerauht. Die Fahrbahnmarkierungen entstanden im "Negativ"- Verfahren. Zunächst wurde auf den Innenseiten der Fahrbahnen ein gelber Streifen mit der Airbrush lackiert. Dieser wurde mit dem Kyosho Tape abgedeckt. Die weißen Streifen sind unlackiertes Polystyrol. Um exakt gerade Streifen zu bekommen, darf man die Klebebandstreifen auf keinen Fall mit dem Finger andrücken, da dies zu Schlangenlinien führt. Besser ist es, auf den ganzen Streifen einen Polystyrolstreifen aufzulegen und diesen Streifen dann anzupressen. Der Mittelstreifen wurde natürlich auch zuerst auf ganzer Länge aufgebracht und dann die Unterbrechungen vorsichtig eingeschnitten und das überflüssige Klebeband entfernt.
Nach einem Test hatte ich als Farbe für die Fahrbahn eine Mischung aus einem Teil Tamiya XF-19 sky grey und zwei Teilen XF-2 flat white festgelegt. Eine Woche nachdem beide Fahrbahnen erfolgreich lackiert waren (was ich als den kritischsten Teil des Projekts ansah), wurden der Rest der Brückenteile, die Pfeiler und die schon eingebauten Widerlager mit einer Mischung aus einem Teil sky grey und vier Teilen flat white lackiert. Zudem erfolgte eine leichte Betonung der Fahrbahnen mit grauer Künstlerkreide, die ich mit einem geknülltem Stück Kosmetiktuch auftrug.
Im nächsten Schritt klebte ich die Brückenpfeiler an die Brücken an. Beim Aufstellen der Brücken musste ich dann feststellen, dass die Aussparungen im Styropor-Gelände nicht exakt an der richtigen Stelle waren. Daraufhin entfernte ich das Styropor-Gelände im Bereich der Pfeiler und fertigte Styrodur- "Manschetten" an, die die Pfeiler exakt umschlossen und etwas kleiner als die Ausschnitte im Styropor-Gelände waren. Diese konnten dann mit den Brückenteilen als Lehre exakt positioniert und verklebt werden. Anschließend wurden die Manschetten der Geländeoberfläche angepasst und die Lücken verspachtelt, wie man auf dem dritten Bild rechts recht gut erkennen kann. Was noch fehlte waren Zentrierungen für die Fahrbahn auf dem Straßendamm. Diese wurden aus 2x2 mm Rechteckprofil angefertigt, welche mit Weißleim auf das Styrodur geklebt wurden. Anschließend wurde das Gelände noch etwas nachgespachtelt, um die Zentrierleisten zu kaschieren.
Abschließend noch einige Detailaufnahmen der fertigen Brücke. Im ersten Bild erkennt man, dass die Fahrbahnen etwa einen Millimeter über die Widerlager auskragen. Die äußeren Längsträger sind etwa 2 mm nach innen versetzt. Die Auflagen der Pfeiler haben die gleiche Breite wie die Widerlager.
Die von der Modellbahnindustrie angebotenen Leitplanken sind leider viel zu grob. Ich baute daher meine Leitplanken aus PS-Rundprofilen mit 0,63 mm Durchmesser, die ich außen bündig auf einen 2mm breiten und 0,5 mm dicken Streifen PS klebte. Aus dem gleichen Rundmaterial fertigte ich auch die Stützen für die Leitplanken.
Das Gleisputzen wird durch die abnehmbaren Brückenteile sehr erleichtert und gleichzeitig die Brücken vor Beschädigung geschützt.
Hier noch ein genauerer Blick auf das Widerlager. Man sieht den Styrodurkern des Straßendammes, der eine Hangneigung von etwas über 1:1,5 aufweist.
Das gleiche Bild mit eingesetzter Brücke zeigt, wie exakt die Fahrbahn zwischen den Zentrierleisten liegt und dadurch kaum vermuten lässt, dass sie mit einem Griff abnehmbar ist.
Die Breite der Fahrstreifen sind das Einzige, was ich heute ändern würde. Statt umgerechnet 3,60 Meter bzw. 3,00 Meter für den Pannenstreifen würde ich jeden Streifen 0,6 Meter breiter machen.