Von den Anfängen des FREMO
Curt G. Zillmer -
damals war´s
Wie war das damals vor 25 Jahren? Wie kam es zur Gründung des FREMO? Und welche Leute waren daran beteiligt? Von der Gründung des FREMO und wie es dazu kam, erzählt uns hier einer der Männer der ersten Stunde: C. G. Zillmer aus Sindelfingen, übrigens einige Jahre Redakteur der FREMO-Hp1 (damals, als es nur eines gab, aber das ist eine andere Geschichte ?).
Ich erinnere mich, als sei es gestern erst gewesen. Es war ein Samstag an einem Wochenende, Ende Februar 1981. Meine Frau und ich saßen nach dem Frühstück am Tisch, sie blätterte in der Tageszeitung, ich im am Vortag eingetroffenen Januarheft des Model Railroader. Anders als heute kamen damals die Hefte aus USA stets einen Monat später in Deutschland an.
Wer den Model Railroader kennt, der weiß, dass die ersten fünfzig, sechzig Seiten vollgepackt sind mit Anzeigen, ein Umstand, der manche Leute in deutschen Modellbahnredaktionen bleich werden lässt. Unterbrochen bzw. begleitet wird diese Anzeigenflut durch Neuheitenberichte und Leserbriefe. Die letzteren lese ich seit jeher recht gerne, weil sie oft zusätzliche Informationen oder auch kritische Anmerkungen zu dem einen oder anderen Artikel zu früher erschienenen Beiträgen bringen.
Hier im Januarheft ´81 schreibt ein Leser ausführlich über live steam in Missouri und ein anderer befürchtet Schwierigkeiten beim Zusammenbau der Holzbausätze von Campbell und dieser hier - nein, das klingt anders: European Readers steht da fettgedruckt. Da wendet sich wohl ein Amerikaner an uns Europäer, ist ja ganz was Neues! Was will er denn wissen?
Nein, das schreibt ja gar kein Amerikaner, sondern ein gewisser Otto O. Kurbjuweit - nie gehört. Sein Leserbrief klingt wie eine Kontaktanzeige, als Leserbrief getarnt sogar noch kostenfrei. Gute Idee!
Nun wusste ich, dass mein Kollege Gerhard Künzer wie ich Abonnent des Model Railroader war. Also habe ich ihn angerufen und ihn auf diesen Leserbrief angesprochen. Ja, sagte er, er habe ihn schon gelesen und er überlege sich, zu schreiben. Das hatte ich auch vor, und so ging ein kurzer Brief nach Nienburg, in dem ich um nähere Informationen bat. Auch mein Sohn, schon viele Jahre vom "Bazillus Mibanicus" befallen, war interessiert.
Es entwickelte sich ein kurzer Briefwechsel mit diesem Unbekannten aus Nienburg, der damit endete, dass wir eine Einladung nach Nienburg erhielten. Der Termin: 26. September 1981. Das war ein Samstag. Um wie gewünscht am Vormittag dort einzutreffen, mussten wir bereits am Freitag von Sindelfingen losfahren und irgendwo unterwegs übernachten. Das bedeutete für mich einen Tag Urlaub nehmen und für meinen Sohn, die Vorlesung zu schwänzen. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn es um das geliebte Hobby geht!
Die ersten Stunden des FREMO
Pünktlich 10 Uhr am Samstagvormittag trafen wir in Nienburg in der Warthestraße 21 ein und fanden dort bereits eine Menge Leute vor, lauter neue Gesichter bis auf eines: Gerhard Künzer aus Holzgerlingen war schon vor uns eingetroffen.
Insgesamt waren wir siebzehn Modellbahner aus Deutschland und den Niederlanden, die sich dort einfanden: Da sind zuerst die Gastgeber zu nennen: Otto O. und Anneliese Kurbjuweit, dann Hans van den Bosch (NL), Ivo Cordes (D), Klaus Döring (D), Hans Fazler (D), Gerhard F. Künzer (D), Martin Methner (D), Hans Wolfram Nicolaus (D), Paul Nitzsche (NL), Bruno Oebels (D), Reinhold Scherf (D), Helmut Schmidt (D), Alfred Spühr (D), Ulrich Streiter (D), Curt G. Zillmer (D) und Detlev R. Zillmer (D). Nachdem sich alle Anwesenden miteinander bekannt gemacht hatten und die mitgebrachten Modelle begutachtet waren, ging man zum offiziellen Teil über. Herr Kurbjuweit erläuterte uns noch einmal seine Pläne.
Zunächst sollte ein Verein gegründet werden, der dem schöpferischen und aktivitätsorientierten Modellbahner eine Heimat geben sollte. Der nächste Schritt sei dann, die Mitglieder dafür zu gewinnen, sogenannte Module zu bauen. Diese Idee komme aus den USA und erlaube es, bei Tagungen aus mitgebrachten Modulen große Anlagen aufzubauen und zu betreiben.
Den grundsätzlichen Ausführungen folgte dann eine lange und fundierte Diskussion. Dass der Verein "Freundeskreis europäischer Modellbahner" heißen sollte, wussten wir schon aus dem vorausgegangen Briefwechsel. Nur eine "schlagkräftige" kurze Bezeichnung fehlte noch. Mein Vorschlag, uns "FREMO" zu nennen, wurde zunächst abgelehnt. Er erinnre zu sehr an die Frelimo, eine 1962 in Tansania gegründete Nationalbewegung, die in Moçambique "tätig" war. Daraufhin wurden einige andere Vorschläge gemacht und erörtert; bei der abschließenden Abstimmung entschied sich die Versammlung dann aber doch für meinen Vorschlag, die vorgeschlagene Abkürzung "FREMO" zu führen.
Mit dem Vorsatz allein, einen Verein zu gründen, ist es natürlich nicht getan. Die einzelnen Ziele und die Wege dorthin müssen festgelegt werden. Da wir ein in erster Linie technisches Hobby betreiben und Module bauen wollten, die untereinander kompatibel sein sollen, müssen gewisse Normen erarbeitet werden. Unbestritten blieb die verwendete Baugröße, nämlich H0. Und natürlich das Zweileiter- Gleichstrom-System. Prinzipiell sollte ein eingleisiger Nebenbahn-/ Hauptbahn-Betrieb stattfinden.
Um diese und manche weiteren Vorgaben detailliert auszuarbeiten, fehlte uns an diesem Tag natürlich die Zeit. Also wurden die Aufgaben verteilt, wir bekamen Hausaufgaben. Die betreffenden Mitglieder sollten dann nach Nienburg berichten.
Eine meiner Hausaufgaben war, das FREMO-Emblem zu entwerfen. Mein erster Entwurf zeigte bereits alles, was auch im nebenstehenden Emblem zu sehen ist, nur dass es kreisrund war. Bruno Oebels war es, der den Vorschlag machte, das Emblem oval zu machen und der gleich mehrere Vorlagen von ovalen Umrissen mitlieferte, unter denen ich das uns allen bekannte Oval auswählte.
Aber zurück nach Nienburg. Die Zeit war fortgeschritten, ein kleiner Imbiss, von der Frau des Hauses zubereitet gab uns neue Kraft und beflügelte die Diskussion, die bereits in Details ging. Am späten Nachmittag dann zum Abschluss der Gründungsversammlung unterschrieben die 17 Gründungsmitglieder das Gründungsprotokoll. Es war also vollbracht und das Vereinsregister der Stadt Nienburg/ Weser hatte ein neues Baby bekommen. Wie würde es sich wohl entwickeln?
Heute nun
- sind leider nur noch sieben der einst 17 Gründungsmitglieder im FREMO, nämlich Ivo Cordes, Martin Methner, Hans-Wolfram Nicolaus, Bruno Oebels, Alfred Spühr, Curt G. und Detlev R. Zillmer.
Der Initiator des FREMO, Otto O. Kurbjuweit, ist heute erfolgreicher Verleger eines Schmalspur-Magazins. Ein weiteres Gründungsmitglied, mein Kollege Gerhard Künzer, ist leider schon verstorben. Von den anderen inzwischen ausgetretenen Gründungsmitgliedern ist mir leider nichts bekannt.
Dass aus unserer seinerzeit kleinen Gruppe einmal ein Verein mit über 900 Mitgliedern (inzwischen - 12/2008 sind es ca. 1.200, 1/2024 sind es ca. 2.400) werden würde, der in geistiger und körperlicher Frische sein 25-jähriges Bestehen feiern könnte, hat damals in Nienburg wohl kaum einer vorausgesehen. Umso mehr können wir stolz auf das Erreichte sein.
Dem FREMO und seinen Mitgliedern herzliche Glückwünsche zum silbernen Jubiläum und weiterhin Hp1!
(Veröffentlicht von Curt G. Zillmer im HP1-Jubiläumsheft "Hp1 Modellbahn - 2. und 3. Quartal 2006", für das fremo-net überarbeitet 12/2008 durch Rüdiger Bäcker. )