Rotierende Flettner-Lüfter
In der MIBA 12/04 war ein Bericht von Winfried Schmitz-Esser, wo er den Huet-Bausatz eines französischen Kühlwagens beschreibt. Diesen Wagen hat er auch mit rotierenden Flettner-Lüftern ausgestattet, angetrieben von einem Kleinst-Getriebemotor via Seilrollen. Das hat mich fasziniert und so etwas wollte ich für meine Anlage auch bauen, allerdings einen deutschen Wagen. In meinem Besitz befand sich ein Ths42 in modernisierter Version. Das Problem ist, dass der Wagen aus Kunststoff ist und die Weinert-Lüfter und andere bewegliche Teile aus Metall. Die Gefahr ist groß, dass sich der Kunststoff abreibt. Die Angüsse an den Weinert-Lüftern waren zu kurz um sie als Achse zu verwenden. Da kam die Idee, den Schaft von Bohrern zu verwenden - schön gerade und hart. Der nächste Gedanke war, wie im Dach lagern? Die Lösung waren Hohlnieten aus dem BahnSinnShop. Hier paßt genau ein 1mm-Bohrer durch.
Die Lüfter von Weinert wurden ihrer Angüsse beraubt und mittig ein 1mm-Loch gebohrt. Damit die Bohrer genau senkrecht in die Lüfter gelötet werden konnten, habe ich sie mit der Schneide in eine Minibohrmaschine in einen Bohrständer gespannt und dann in die Bohrung in den Lüftern abgesenkt.
Als Befestigungsplatte unter dem Dach für den Motor entschied ich mich für kupferbeschichtetes Pertinax. Durch die Hohlnieten im Dach markierte ich die Platte und bohrte die Löcher, in welche ich als weitere Führung Hohlnieten löten wollte. Leider war es nicht so einfach, keinen seitlichen Versatz zu erhalten. Die Bohrerschäfte klemmten etwas. Also wieder raus damit und auf 2mm aufgebohrt. Aus Messingblech schnitt ich kleine 4x4mm große Stücke, welche eine 1mm-Bohrung erhielten. Diese über die Bohrer gesteckt und solang verschoben, bis die Lüfter ganz frei liefen. Danach diese festgelötet. Die Pertinaxplatte erhielt noch Öffnungen, um den Motor zum Riemenspannen zu verschieben. Damit die Rolle auf der Antriebswelle des Motors unter der Platte blieb, mußte ich kurze Röhrchen zwischen Motor und Platte einfügen. Im Schiffsmodellbau fand ich 4mm große Seilrollen. Diese kommen nach dem Einbau auf die Lüfterwellen unter das Wagendach. Im Walkman meines Sohnes fand ich einen kleinen Antriebsriemen, leider nicht kurz genug, sodass ich eine weitere Umlenkrolle einbauen mußte.
In den Zwischenboden des Kühlwagens sägte ich Öffnungen für den Batteriehalter und den nach unten ragenden Motor sowie für einen kleinen Ein/Aus-Schalter.
Nach dem Verkabeln wurde natürlich sofort ein Test gemacht: es funktionierte! Um die Zuverlässigkeit zu prüfen wurde erst mal ein 12-stündiger Dauerbetrieb absolviert. Inzwischen hat der Wagen auch eine 2-tägige Ausstellung im heimischen Modellbahnclub ohne Probleme bewältigt. Der Stromverbrauch des Motors ist sehr gering, sodass zwei Batterien für ein ganzes FREMO-Wochenende reichen. Nicht verschwiegen werden soll, das vom Motor ein leises Summen zu vernehmen ist.
© 2006 Stefan Seim