FREMO-Treffen in Rendsburg 2009 – Skandinavisches Konzept
Der folgende Beitrag beschreibt die Ideen, welche sich hinter dem Fahrplan des skandinavischen Anlagenteils verbergen – eine Anlagensektion, welche ein weiteres Mal gewachsen ist, sowohl in Bezug auf deren räumliche Grösse, aber auch im Hinblick auf das gemeinsame Bestreben, einen abwechslungsreichen, sowie realistischen Fahrbetrieb durchzuführen – inspiriert durch die tatsächlichen Vorbilder.
Es ist viel geschehen seit dem ersten Treffen in Rendsburg im Herbst 2005, als Dänemark durch die FREMO-Kollegen aus Deutschland und Norwegen ein wenig scherzhaft als „The missing Link“ bezeichnet wurde.
Beim Treffen des Jahres 2007 nahmen 2 dänische Stationen teil. Dem dänischen Team oblag darüber hinaus auch die Ausarbeitung des Fahrplanes für den gesamten skandinavischen Anlagenteil. Während des Treffens dann, waren dänische Lokomotiven häufige Besucher auf den deutschen Haupt- und Nebenstrecken – wofür jedoch primär ein akuter Mangel an DB-Material heranzuziehen sei!
Neue Betriebsstellen
Beim diesjährigen Treffen debütierten 3 gänzlich neue, dänische Stationen, welche bei dieser Gelegenheit zum allerersten Mal ausserhalb der Kellerräume und Werkstätten aufgestellt wurden, in welchen sie die letzten Jahre hindurch entstanden.
1. Hirtshavn (Hih)
Die Endstation einer Neben-/Privatbahn mit Hafenanschluss nach dem in Hirtshals gelegenen Vorbild im nordwestlichen Jylland. Bei zukünftigen Treffen könnte sich Hirtshavn als Dreh- und Angelpunkt einer Fährverbindung etablieren, über welche Wagons nach und von Norwegen verschifft werden.
2. Trustrup (Tu)
Die Station einer Nebenbahn nach dem Vorbild in Trustrup, welches sich in Djursland auf der Strecke zwischen Århus und Grenå befindet – dort, wo die Privatbahn nach Ebeltoft bis zu ihrer Schliessung 1968 ihren Ausgangspunkt hatte.
3. Havreland (Hvl)
Eine typisch dänische Privatbahnstation mit einfachem Gleisfeld. In Verbindung mit Havreland kommt ein kleiner Fiddleyard mit Namen Svellelyst zum Einsatz, welcher der Aufstellung von rollendem Material dient, darüber hinaus aber auch als Industriebereich fungiert.
Unterschiedliche Streckentypen
Neue Stationen geben neue Möglichkeiten und zusammen mit den Arrangeuren des Treffens ist es gelungen, eine Aufstellung zu realisieren, bei der die teilnehmenden skandinavischen Stationen den Fahrbetrieb auf 5 verschiedenen Strecken erlauben – wobei jede einzelne dieser Strecken mit ganz eigenem Charme und individuellen Fahrzeugkombinationen aufwartet:
1. Grenzüberschreitender Verkehr von Treudelburg nach Padborg
Die Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark wird durch die Grenzstation Padburg wahrgenommen, welche das gleichnamige Vorbild aus den 1960’er Jahren zum Vorbild hat. Der Bahnhof ist seit seinem ersten Einsatz in Kolding mit einer neu gebauten Mittelsektion versehen worden – mit Bahnsteigen, Verwaltung, Lagerhaus und dazugehörigem Ladegleis für Post- und Reisegüterwagen.
Der Verkehr auf der internationalen Strecke wird geprägt durch eine Anzahl Expresszüge, bei denen ein Lokomotivwechsel - entweder in Padborg, oder Treudelburg - durchgeführt wird.
In den Morgen- und Abendstunden sorgt ein DB-Schienenbus für die Verbindung über die Grenze. Den Güterverkehr machen zum einen lange Ganzzüge (Dg) aus, welche Güterwagen zwischen Skandinavien und Deutschland verschieben und zum anderen TEEM-Züge, welche direkt zwischen dem Rangierbahnhof in Padborg und dem Hafen verkehren.
Zu sehen sind Lokomotiven der Typen DB V 200 (V 160), BR 03, VT 98 und DSB Gattung MY, MX und MO.
2. DSB-Hauptstrecke von Padborg nach Varming
Diese Strecke macht das Rückgrat des dänischen Abschnitts aus, wobei die doppelspurige Strecke zwischen Padburg und Vamdrup mit 32 Zügen pro Session die dichtest befahrene des diesjährigen Treffens war, zumal sie zusätzlich von den meisten Nebenbahnzügen genutzt wurde.
Auf der Strecke zwischen Padborg und Varming verkehren Express-, Schnell- und Eilzüge, deren Hauptteil durch Lokomotiven der Gattungen MY, MX und MZ gezogen werden. Einzelne Züge verkehren jedoch fortgesetzt durch die Dampfkraft der Baureihen E und N. Die Lokalzüge aus Richtung Padborg, gezogen von MO-Bhs, wenden in Vamdrup.
3. DSB-Nebenbahn von Vamdrup nach Hirtshavn
Durch Zugang der neuen Stationen Hirtshavn und Trustrup ist es zum ersten Mal möglich, eine Nebenbahn mit selbständigem Verkehrsmuster einzurichten. Da Vamdrup aber nicht über bahnbetriebliche Einrichtungen verfügt, werden die Nebenbahnzüge nach Padborg weitergeführt.
Auf der Strecke zwischen Vamdrup und Trustrup verkehren 5 Zugpaare per Session, verteilt auf::
. 2 Personenzüge, gezogen durch Triebwagen, sowie Dampflokomotiven
. 1 internationaler Expresszug hin zur in Hirtshavn gelegenen Fähre
. 1 rangierender Güterzug, gezogen von einer Dampflokomotive
. 1 durchgehender Güterzug, ausgehend vom Rangierbahnhof in Padborg in Richtung Hirtshavn, welcher Wagen mitführt, die an Neben- und Privatbahnen verteilt werden.
Auf der Strecke zwischen Hirtshavn und Trustrup ist der Zugverkehr mit 10 Zugpaaren pro Session intensiver, da zwischen diesen beiden Stationen ein Teil Lokalverkehr abgewickelt wird und gleichzeitig einzelne Privatbahnzüge diese DSB-Strecke ganz hindurch nach Hirtshavn befahren.
Auf den Nebenbahnen werden primär Maschinen der Gattungen MO, MX, MT und D eingesetzt
4. Privatbahn von Trustrup nach Havreland
Der Konkurrenzdruck des angestiegenen Individualverkehrs hat dazu geführt, dass der Zugverkehr auf dieser Privatbahn auf 4 tägliche Zugpaare eingeschränkt ist. Ein Schienenbus verkehrt auf der gesamten Strecke bis nach Hirtshavn, von wo aus eine Verbindung nach Norwegen via Morgenfähre besteht. In entgegengesetzter Richtung ist ein MO-Triebwagen der DSB zu Gast auf dieser Privatbahn, welcher als „Schülerzug“ - von Hirtshavn ausgehend - bis Havreland geführt wird.
Die Industriebetriebe rund um Havreland sind jedoch fortgesetzt fleissige Nutzer der Bahn und das bereitet die Grundlage für einen gemischten (PmG) und einen ausschliesslichen Güterzug – mit letzterem werden keine Passagiere befördert. In Trustrup, wo sich auch das Depot dieser Bahn befindet, werden Güter an die DSB übergeben.
5. SJ Nebenbahn (Mariefred – Varming)
Auch unsere schwedischen Freunde betrachten die Aufteilung des skandinavischen Anlagenteils in mehrere, selbständige Strecken, mit Wohlwollen. Und weil Urban und Göran gleichzeitig ihren Bestand an Lokomotiven ausweiten konnten, bot auch der Anlagenteil der SJ dem Betrachter beim diesjährigen Treffen ein abwechslungsreiches Angebot schmucker Zuggarnituren.
Auf der Strecke zwischen Mariefred und Varming liegen die Haltepunkte Lenatjåkka, Eriksø und Vossbergen. Insgesamt verkehren 7 Zugpaare auf der SJ-Strecke, unter Einsatz von Y6-Schienenbussen und Sa-Dampflokomotiven, Seite an Seite mit Da- und Hg-Elektroloks.
Abwechlungsreicher Verkehr
Alles in allem verkehren 80 verschiedene Züge auf dem skandinavischen Anlagenteil, wobei 1/3 auf Güter- und der Rest auf Personenzüge entfällt.
Die Bandbreite reicht bei den Letztgenannten von internationalen Expresszügen bis hin zu den kleinen Schienenbussen der Privatbahnen.
Personenverkehr
Um den 1:87-Reisenden während des Treffens effektive Verbindungen zwischen den verschiedenen Regionen zu sichern, wurde ein Netzwerk grenzüberschreitender Expresszüge aufgestellt:
”Nord Express”
Er verkehrt zwischen Michelstadt und Varming mit Lokomotivwechsel von BR 03 zu DSB Gattung E bzw. MY in Padborg. Das Depot in Padburg ist wie sein Vorbild mit einer 22m-Drehscheibe (die grösste Dänemarks) versehen und damit ist es möglich, deutsche Maschinen vor ihrer Weiterfahrt nach Treudelburg zu wenden, wo sie ihre Vorräte aufgefrischt bekommen, bevor sie den Rückweg in den späteren Stunden des Tages antreten.
”Kattegat Express”
Er verkehrt zwischen Vechta und Hirtshavn, wo sich die Fährverbindung nach Norwegen befindet. Der Lokwechsel wird in Treudelburg vollzogen, wo eine DSB-MX den Teil des Zuges übernimmt, welcher den eigendlichen „Kattegat-Express“ ausmacht. Die 4 Wagen des Zuges stellen eine authentische Zusammenstellung dar, welche beim Vorbild allerdings zum Hafen in Frederikshavn fuhr.
”Viking Express”
Er hat seinen Ausgangspunkt in Mariefred und 2 seiner Wagen (NSB-Schlafwagen und SJ 1./2. Klasse-Wagen) werden über Varming ganz hindurch nach Padbog geführt, wo die weitere Verbindung mittels anderer Züge besteht.
”Friesland Express”
Ausgehend von Padborg und angeführt von durchweg DSB-Maschinen der Gattung MO, verkehrt der Zug via Treudelburg und Kronwerk hindurch nach Erfde. Die Zusammenstellung des Zuges wurde durch jene Züge inspiriert, welche täglich auf der Strecke Tønder – Niebüll und gelegentlich auch weiter südlich zu sehen waren.
Post & Stückgut
Viele der Züge in Skandinavien führen Wagen zum Austausch von Post- und Stückgut zwischen den verschiedenen Stationen mit sich. Auch Mariefred und die Privatbahnen bekommen Besuch von einem DSB-Postwagen. In allem befinden sich 6 unterschiedliche Bahnpostwagen im Einsatz.
Güterverkehr
Kein FREMO-Treffen ist komplett, ohne den Transport von Wagenladungen zwischen den Ländern und Regionen. Daher wurde ein Konzept erdacht, welches die effektive Bedienung der Kunden auf den verschiedenen Stationen sicherstellt, gleichzeitig aber – im Hinblick auf die aktuelle Epoche – realistisch abgewickelt wird.
Als Folge seiner Zentralität und Einrichtungen (Rangierbahnhof, Depot u.a.) ist Padborg der Knotenpunkt für die Sammlung, Sortierung und Verteilung von Gütern innerhalb der skandinavischen Stationen, welche wiederum mit einer Anzahl Ganzzüge, Lokal- und Nahgüterzügen bedient werden.
Nach Süden hin (Deutschland) werden TEEM-Züge direkt zum Hafen und Ganzzüge („DG“) mit Wagen zu den Zugbildungsbahnhöfen Michelstadt und Vechta versandt, von wo aus die Wagen zu deren letztendlichen Zielpunkten weiterbefördert werden.
Der Austausch von Wagen zwischen DSB und SJ geht in Varming vor sich, wo sie einen 1-tägigen Aufenthalt erfahren, da lediglich ein einzelnes Zugpaar am Morgen in Richtung Padborg und am Abend in Gegenrichtung unterwegs ist.
Die Nebenbahnen werden am Vormittag durch einen Ganzzug bedient, welcher durchgehend von Padborg nach Hirtshavn verkehrt, dabei aber auch Wagen für Trustrup und die Privatbahn mit sich führt. Diese werden mittels des lokalen Güterzuges nach Trustrup hin überführt – gezogen von einer der „Hirtshavner“-Rangiermaschinen.
Um die Kapazität zu erhöhen und eine schnelle Überführung zu und von den Nebenbahnen sicherzustellen, verkehrt ausserdem ein Zugpaar von Nahgüterzügen in den späten Stunden des Tages, wobei Wagen aufgenommen und in Trustrup abgesetzt werden.
Vamdrup hat eine eigene Rangierlok (MH), welche Wagen von den lokalen Ladegleisen und betrieblichen Gleisanschlüssen einsammelt und als Nahgüterzug zum Güterbahnhof in Padborg verfährt, wo diese dann ausgetauscht werden. Nach Rückkehr werden die Wagenladungen des Tages wieder an die Stationskunden verteilt.
Zusammen gerechnet verfügen die skandinavischen Plangüterzüge über die Kapazität, ca. 150 Wagen per Session zu überführen, wobei 90 dieser Wagen auf den skandinavischen und 60 auf den deutschen Teil entfallen.
Das Dänische Fahrplanteam
Mads Berg & Søren Bendtsen