Delmenhorst 2024
Das Arrangement
Zum zweiten Mal fand ein americaN-Treffen im 1902 erbauten Turbinenhaus der ehemaligen Nordwolle in Delmenhorst statt. Elf Teilnehmer meldeten Module an, aus denen Peter zwischen Dampfturbinen, Generatoren, Schaltschränken und fest verbauten Tischen ein eindrucksvolles Arrangement von rund 130 Metern Länge plante. Durch die exakte Vermessung der Halle sowie den offenbar maßlich stimmigen Modulzeichnungen konnte das Arrangement ohne wesentliche Veränderungen aufgebaut werden. Sehr bedauerlich war der kurzfristige Ausfall von Hagen und Leander. Zwar konnte der Großteil ihrer Module von Stefan nach Delmenhorst gebracht werden, aber wir hätten die Beiden natürlich viel lieber in persona dabei gehabt. Zudem war die Premiere einer neuen Betriebsstelle von Hagen geplant.
Das schon traditionell von Wolfgang erstellte Diagramm verdeutlicht das Konzept des Arrangements: Streckenabschnitte der vier Bahngesellschaften Canadian Pacific, Canadian National, BNSF und Quebec Gatineau sind rund um Whitehall miteinander verknüpft. Über Trackage Rights ist der Austausch von Wagen zwischen den Bahngesellschaften möglich.
Der Aufbau des Arrangements ging sehr zügig vonstatten, so dass der Betrieb schon am Abend des Aufbautages starten konnte.
Der Betrieb
Das eingesetzte Rollmaterial entsprach dem Zeitraum 2005 +, Safety Stripes und reichlich Graffitis auf den Güterwagen sind typisch für diesen Zeitraum. Das von Dirk und weiteren Teilnehmern des Hamburger americaN-Stammtisches geplante Betriebskonzept sah vor, dass jede Bahngesellschaft von einer Crew aus zwei oder drei Personen betrieben wurde. Jede Gesellschaft hatte einen "Head of Division", der einerseits den Betriebsablauf der eigenen Division koordinierte, aber auch den Wagenaustausch mit den anderen Gesellschaften organisierte. Um die tagesgenaue Zustellung der Frachten und Leerwagen zu gewährleisten, wurden die Anschließer auf dem Arrangement jeweils aus den Schattenbahnhöfen der eigenen Gesellschaft bedient. Unsere sieben Zielfarben waren den vier Schattenbahnhöfen zugeordnet und bestimmten somit den Laufweg der das Arrangement verlassenden Wagen. Somit musste ein Teil der Wagen an die anderen Gesellschaften übergeben werden, um den richtigen Ziel-Schattenbahnhof zu erreichen.
Darüber hinaus gab es einige Zugleistungen, die ohne Bespannungswechsel verkehrten: Ethanolverkehr zwischen der CP (Centralia Yard) und BNSF (Elk Grove), Intermodal-Verkehr zwischen CP (Centralia Yard) und BNSF (Blue Island), Protein-Ganzzug zwischen CN (Parkwater Yard) und BNSF (Elk Grove), ein AMT (Agence métropolitaine de transport) - Pendlerverkehr zwischen CN (Parkwater Yard) und BNSF (Sarah Creek Yard), Autorack- und Autopart-Züge zwischen BNSF (Sarah Creek Yard) und CP (Manaukee) sowie eine MOW-Train, der von der BNSF (Sarah Creek Yard) aus starte und dessen Einsatzziel erwürfelt wurde.
Die rund zehn Meter lange Kombination aus Whitehall, Yakima und der Yakima Wye stellte den betrieblichen Mittelpunkt des Arrangements dar. Die zahlreichen Anschließer sowie der Industrie-Bezirk von South Tacoma sorgten für ein hohes Frachtaufkommen auf dem CN-Teil des Arrangements. Neben den Wagen zum eigenen Schattenbahnhof waren zudem auch die Wagen in Richtung der Quebec Gatineau in Whitehall zu sortieren. Über die von der Yakima Wye nach Nordosten laufende Strecke erreichte man den ST-Yard, der zur Übergabe der Wagen an die CP diente.
Auf dem CP-Teil des Arrangements mit Arrowhead als betrieblichem Mittelpunkt ging es wesentlich ruhiger zu. Ähnlich war es auf dem QG-Teil, dessen Hauptkunde die Papierfabrik in Espanola darstellte. Wesentlich betriebsintensiver war der BSNF-Teil, da zum einen viel Verkehr über den Sarah Creek Yard lief, zum anderen mit Maricopa ein umschlagstarker Anschließer zu bedienen war, der über eine schöne lange Strecke zu erreichen war.
Über die Treffendauer spielten wir fünf Betriebstage durch, so dass man durchaus in jeder Division "zum Zuge" kam. Das Betriebskonzept hat sich weitgehend bewährt. Die Betriebsplanung hätte sich über eine genaueres Befolgen der Jobdescriptions gefreut, da durch das eigenständige "Durchrationalisieren" des Betriebsablaufs die Spieldauer in den einzelnen Bereichen sehr unterschiedlich ausfiel. Und der vollständige Verzicht auf den ursprünglich angedachten Funkverkehr zur Abstimmung der Übergaben zwischen den Gesellschaften wurde im Nachhinein als Manko angesehen. Es fehlte ein bisschen "Railroad Feeling".
Und sonst...
"Natürlich" hatten wir uns wieder den Aufbau eines Loconets gespart und ausschließlich WiFreds eingesetzt. Offenbar erreichen wir wegen der Mehrfachtraktionen mit eigener DCC-Adresse pro Lok so langsam die Kapazitätsgrenze einer DCC-Zentrale. Bei einigen Mehrfachtraktionen erfolgte der Fahrtrichtungswechsel nicht immer zuverlässig, so dass die Loks gegeneinander arbeiteten. In punkto Betriebssicherheit ist noch Luft nach oben: die verschiedenen Kupplungstypen sind nicht immer so kompatibel, dass ein sanfter Kupplungsvorgang garantiert ist. Besonders die Scale Trains-Kupplung scheint ein Sorgenkind zu sein.
Diese Kleinigkeiten konnten uns den Spaß am Treffen aber nicht verderben, zumal es ein Treffen der "kurzen Wege" ist: die Hotelschläfer nächtigten in fußläufiger Entfernung im City-Hotel und auch die "kulinarischen Ausflüge" zum Abendessen waren lediglich mit einem kurzen Spaziergang verbunden. Und überraschenderweise herrschte auch in der Turbinenhalle trotz teilweise frischer Aussentemperaturen immer Wohlfühlklima, so dass diese Location mit ihrem ganz speziellen Flair auch für zukünftige Treffen durchaus in die engere Wahl kommen darf.
Text: Bernd Schneider
Fotos: Peter Gössel, Wolfgang Thede