MoPac-Bridge
Das Modul MoPac-Bridge ist etwa 3 Meter lang und besteht aus fünf Segmenten. Die Strecke hat einen S-förmigen Verlauf mit überhöhten Kurven. Der Winkel des Moduls beträgt 7 Grad.
Das Thema des Moduls ist der originalgetreue Nachbau einer Brücke an der Bahnstrecke von Wichita, KS nach El Dorado, KS. Die Strecke gehörte bis 1982 zur Missouri Pacific Railroad und seitdem zur Union Pacific Railroad. Hier ist der Link zur Vorbildaufnahme, die zum Nachbau inspirierte. Auf YouTube ist eine Überfahrt über die Modellbrücke zu sehen.
Die Brücke ist ein kompletter Eigenbau und entstand aus Lindenholz- und Messing-Profilen sowie Polystyrolplatten aus dem Architektur-Modellbau. Insgesamt wurden rund 100 Büsche und Bäume von der Modellbaum-Manufaktur Grünig "gepflanzt".
Die Planung
Da auch bei americaN ein chronischer Mangel an reinen Streckenmodulen herrscht, machte ich mir Gedanken über ein Streckenmodul, das einiges bieten sollte, was ich bislang noch nicht ausprobiert und umgesetzt hatte. Zum einen wollte ich über eine längere Strecke hinweg ein Motiv relativ kompromisslos umsetzen. Darüber hinaus sollte der Gleisverlauf von der üblichen Mittellage abweichen und das Modul einen leichten Winkel beschreiben. Und es sollte leicht werden. Schließlich werden wir alle nicht jünger. Aus den genannten Anforderungen ergab sich somit die Aufteilung des Moduls in fünf Segmente: zwei sehr kurze winklige Segmente mit 7 und 14 Grad sowie drei jeweils 90cm lange rechteckigen Segmente. Die Bögen, welche etwas überhöht und mit Übergangsbögen ausgeführt werden sollten, liegen vollständig auf den Segmenten 2 und 4, auf Segment 3 sollte das zentrale Brückenmotiv umgesetzt werden. Zur Gewichtsersparnis sollten 4cm starke Styrodur-Platten als Basis für die Geländegestaltung dienen. Ein separates Trassenbrett wurde nicht vorgesehen, die Korkbettung sollte direkt auf das Styrodur geklebt werden. Die Querspanten der Segmente sollten 40mm niedriger sein als die Stirnseiten, so dass pro Segment ein durchgehendes Stück Styrodurplatte eingesetzt werden konnte. Die Planungsunterlagen zum Bau der Segmentkästen gingen an unseren FREMO-Holzwurm Harald Brosch.
Die ursprüngliche Planung des Moduls sah die Querung eines kleinen Flüßchens vor, wobei das Tal sehr sanft eingeschnitten sein sollte und eine Fachwerkgitterbrücke von Central Valley die Bahndämme beidseits des Wasserlaufs verbinden sollte. Die Geländestreifen neben der Bahnlinie sollten weitgehend landwirtschaftlich genutzte Flächen darstellen, lediglich auf einem Teilstück war ein Laubwald vorgesehen (Abb.1). Als ich die Planung in einem Forum präsentierte, stellt sich jedoch heraus, dass die Brücke schon für ein anderes americaN-Modul eingeplant war. Die Brückenplanung musste daher geändert werden. Was lag näher, als eine Brücke vollständig im Eigenbau zu erstellen, zumal ich mit dem Eigenbau zweier Interstate-Brücken ohnehin schon "Blut geleckt" hatte. Diesmal sollte aber ein konkretes Vorbild umgesetzt werden. In der Eisenbahn-Bilderdatenbank RailPictures.net fand ich nach kurzer Suche dieses Bild. Die Abmessungen der Brücke sind alles andere als spektakulär, aber die Kombination aus Beton-Pfeilern, dem Mittelteil über der Straße als Stahlträger-Konstruktion und den beiden typisch amerikanischen Holz-Trestle-Abschnitten rechts und links schrien geradezu nach einer Umsetzung ins Modell. Um die Umgebung der Brücke genauer zu untersuchen, stellten Google Earth und Bing Maps hervorragende Quellen dar, zumal die Straße auch schon per Streetview erfasst war und somit Details der Brücke "erforscht" werden konnten.
Durch die Lok auf dem Vorbildfoto war ein idealer Vergleichsmaßstab zum Ermitteln der Abmessungen der Brückenteile gegeben. Eine Plausibilitätsprüfung der ermittelten Abmessungen erfolgte durch das Gegenchecken der Maßangaben im hervorragenden Buch "Model Railroad Bridges & Trestles - A guide to designing and building bridges for your layout" aus dem Kalmbach-Verlag. Zur Umsetzung in das Modell sah ich Messing- und Holzprofile vor. Im Online-Shop der Fa. Deko Maier in Stuttgart sah ich mich nach den lieferbaren Abmessungen der entsprechenden Profile um und konnte anschließend die Konstruktionsskizze rechts oben im Maßstab 1:1 anfertigen.
Es geht los...
Nachdem das Paket von Harad Brosch per Post ankam, erfolgte ein probeweises Zusammenstecken der Einzelteile für die Segmente. Die Ausführung war exakt wie gewünscht und die Winkelstücke zum Verleimen mit Flachdübeln vorbereitet. Wirklich Klasse!
Vor dem Verleimen der Segmente brachte ich noch die Verschraubungsbohrungen und die Bohrungen zum Einsetzen von Rillendübeln als Zentrierung für die Segmente ein. Dazu spannte ich jeweils zwei Stirnseiten mit Schraubzwingen zusammen. Diese Stirnseiten-Paare wurden markiert und auch entsprechend paarig in den Segmentkästen verbaut. Lediglich die beiden äußeren (Modul-) Stirnseiten wurden noch nicht gebohrt.
Nachdem alle Segmentkästen verleimt und mit den Zentrierbuchsen und Stiften versehen waren, schnitt ich aus 4 cm dicken Styrodurplatten die entsprechenden Einsätze zu. Mit einer Vielzahl von Dreikant-Profilstücken wurden die Platten abgestützt. Zunächst wurden diese Stützen aber nur an die Kästen geklebt, so dass sich die Styrodur-Einsätze weiterhin heraus nehmen ließen. Auf die Styrodurplatten wurde der exakte Gleisverlauf aufgezeichnet, was wiederum Voraussetzung zum Aussägen des Gelände- und Dammprofils der einzelnen Segmentkästen war.
Auf der Abbildung 6a sieht man schön, dass der kleinen Winkelsegment-Kasten keine Bearbeitung erhielten und auch die Styrodurplatte keine weitere Konturierung aufweist. Der zweite Segmentkasten ist schon komplett "profiliert" und auch der Styrodur-Einsatz sehr weit ausgearbeitet, während das dritte Segment lediglich bis zur Straße profiliert ist und das Herausarbeiten der Landschaftskontur aus der Styrodur-Platte begonnen wurde.
Brückenbau
Parallel zum Landschaftsbau wurde mit der Anfertigung der Einzelteile für die Brücke begonnen. Davor mussten allerdings noch die Holz- und Messingprofile erstanden werden. Meine Bezugsquelle war Deko-Maier in Stuttgart.
Folgende Profile wurden verwendet: Lindenholzleisten 2x2mm, 2mm rund, 3x2mm, Messing H-Profil 2x2mm, I-Profil 4x2, Echtholzfurnier sowie Polystyrolplatten 0,5mm für die Beton-Pfeiler (Abb. 7).
Sämtliche Holzteile wurden zunächst passend abgelängt und anschließend in Clou Wasserbeize 168 "Nussbaum dunkel" behandelt. Nach dem Trocknen der Holzteile erfolgte ein Drybrushing mit Tamiya XF-55 Deck Tan.
Vor der Anfertigung der sechs Fachwerk-Stützen der Brücke baute ich mir zunächst eine Schablone aus 2mm dickem Polystyrol und entsprechenden kleinen Profilresten aus der Bastelkiste (Abb. 8). Verklebt wurden die Holzteile mit wasserfestem Ponal-Holzleim.
Nach dem Fertigstellen der Fachwerk-Stützen wurden die weiteren Holzteile sowie die Messing-Profile passend abgelängt. Zur Kontrolle wurden die Einzelteile immer wieder provisorisch zusammengesetzt (Abb. 9).
Beim genaueren Betrachten der Streetview-Bilder fiel mir auf, dass die Doppel-T-Träger, die auf den Beton-Pfeilern aufliegen, Verstärkungsrippen sowie eine "Zentrierung" aus einem angeschweißten T-Profil auf der nördlichen Brückenseite aufweisen. Die Verstärkungsrippen entstanden aus 0,5mm starkem Polystyrol, das T-Profil aus Messing. Beide Elemente sind in Abb. 10 gut zu erkennen.
Die Stahl-Teile der Brücke wurden mit Modelflex Weathered Black lackiert, die Holzteile wie weiter oben beschrieben gebeizt und graniert. Anschließend erfolgte das Verkleben der "Stahlteile" mit Sekundenkleber, die Holzteile wurden geleimt. Wie in Abbildung 11 zu sehen ist, haben die innenren Fachwerkstützen keine tragende Funktion, da die Längsträger von den Betonstützen bis zu den äusseren Stützen durchlaufen.
Die Betonstützen entstanden aus 1mm starkem Polystyrol. Um die ungleichmäßige Beton-Struktur zu erreichen, tupfte ich Tamiya XF-53 Deck Tan mit einem Borstenpinsel ungleichmäßig auf. Nachdem die Farbe angetrocknet war, nahm ich den gleichen Pinsel und tupfte noch dunkelbraune Künstlerkreide-Kreide ungleichmäßig darüber. Die "Trennkante" wurde ebenfalls mit Kreide aufgemalt, einige Rost- und Schmutzstreifen, die von der Pfeileroberseite herunterlaufen, schlossen die Farbgebung ab. Was als Test gedacht war, wurde letztlich gut genug für den Einbau.
Geländegestaltung
Zum Herausarbeiten der Geländeform benutzte ich eine Reihe verschiedener Werkzeuge: Für die Großarbeiten zunächst eine Thermosäge von Proxxon. Für die feineren Arbeiten und das Glätten dann das Surform Tool von Stanley oder grobes Schmiergelpapier. Mein Lieblingswerkzeug wurde aber dann die Drahtbürste, die je nach Druck eine unterschiedlich starke Materialabnahme und Glättung erzeugt. Da das Styrodur sich nicht elektrostatisch auflädt und zu einem großen Volumenanteil aus Luft besteht, ist die "Sauerei" bei der Bearbeitung wesentlich geringer als man annehmen möchte.